Log #645: Flame Logbuch

Einige meiner Themenschwerpunkte und inhaltlichen Leidenschaften sorgen laufend für freundliche Zusendungen. Maler Admir Pervathi schrieb kürzlich: "All the Best from Tirana". Der Post waren Fotos von einem wunderbaren Klassiker beigelegt. Der Citroen C4 aus den 1920er Jahren, hier als Roadster ausgeführt, steht auf einer Ebene mit dem herausragenden Austin Seven und mit dem Opel Laubfrosch.

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Citroen C4 Roadster

Der Opel war das erste deutsche Auto vom Fließband und galt als Raubkopie eines Citroen jener Ära.. (Freilich war es in den frühen Jahren des Automobilbaus übliche Praxis, Industriespionage zu betreiben und die erfolgreichen Lösungen anderer aufzugreifen.) Hortig: "Der Citroën, den Opel nachgebaut hat, war der C3 cloverleaf. Der wurde in Frankreich als gelb-schwarz lackiert ausgeliefert, der Opel war grün. Von dort kommt auch der Spruch: Das Selbe in Grün ".

Apropos Fließband! Im Nachdenken über die diversen Industriellen Revolutionen und was daran durchgängige Motive seien, hab ich in meiner Bibliothek nach Upton Sinclair gesucht. Er war für mich in jungen Jahren einer der eindrucksvollsten amerikanischen Autoren, die mir dieses Land etwas anschaulicher gemacht haben.

In "Industrielle Revolutionen (Ein kleiner Überblick)" hab ich auf seinen Roman „Am Fliessband. Mr. Ford und sein Knecht Shutt“ hingewiesen.

Die Fließbänder wurden von den Arbeitsweisen in den Schlachthöfen von Chicago angeregt, wo man die Methoden aus Cincinatti übernommen und optimiert hatte. Davon handelt Sinclairs Roman "Der Dschungel".

Das sind Motive, die deutlich machen, was die Zweite Industrielle Revolution war. Eine enorme Automatisierungswelle.

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Michael Hortig hat sich auf die Phase davor spezialisiert, auf Automobile der Ära ehe es in den Werken Fließbänder gab. Fahrzeuge aus dieser Pionierphase des Automobilbaues sind ein anspruchsvolles Thema, da vor allem so vieles undokumentiert ist oder bloß in sehr verstreuten Quellen festgehalten wurde. Aber wenn er etwa Jüngeres sieht, das in mein inhaltliches Beuteschema paßt, gibt's Post für mich.

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Michael Hortig: "Steirische, laendliche Puch Idylle"

Über Ursula Glaeser vom Kulturbüro Stainz läßt sich auf jeden fall sagen, daß sie kein erkennbares Faible für Automobile hat oder zu Benzingesprächen neigen würde. Wir hatten uns in der jüngeren Vergangenheit vor allem über volkskulturelle Motive ausgetauscht. Glaeser hat mich vor einiger Zeit auf den Themenkomplex der Klein- und Flurdenkmäler gestoßen: [link] Von ihr kam dieser Tage ein mächtiger Amerikaner in gestalt des Buick Park Avenue (im ersten Baumuster von 1990) an.

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Buick Park Avenue

Apropos USA. Amerikas Sportwagenabteilung hat eine erhebliche Tradition von riesigen Motoren, zu denen es an tauglichen Fahrwerken gefehlt hat. Frühe Corvetten sind berüchtigt. Die aggressive AC Cobra ist ein britischer Roadster mit amerikanischem Kraftwerk. Europa ging andere Wege. Da versuchte man hauptsächlich, eine bescheidenere Basis zu optimieren, sportlich gesehen: kleine Autos sehr schnell zu machen.

Ein Großmeister dieses Genres war Carlo Abarth, ein österreichischer Motorsportler, der nach Italien ausgewandert ist und ein fulminantes Lebenswerk geschaffen hat. Norbert Gall war vor Jahren Brand Manager von Abarth Austria. Derzeit macht er diese Arbeit für Toyota/Lexus. Und das Abarth-Thema spielt er privat weiter.

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Abarth 2000

Und zwar in handlicher Dimension: "Na, wie gefällt dir meine Neuerwerbung? Abarth 2000. Leider nur in 1:25 von Politoys. Kommt in den Schrein." Beneidenswert! Ich hab mir selbst aufgrund von räumlicher Überlastung die 1:87er Grenze auferlegt, wenn's unbedingt noch dieses oder jenes Modell sein muß, fürchte aber in der Sache eine Anfälligkeit zum Wortbruch.

Während dieser Betrachtungen und diverser Recherchen zu unserer Industriegeschichte, die ja immer auch massiv in Sozialgeschichte umschlägt, bin ich auf ein sehr kuriose Methode der Leistungssteigerung gestoßen, die gerade bei uns Geschichte hat. Die Steiermark steht exemplarisch für ein Doping, welches speziell Pferden, Pferdeknechten und Holzknechten zu Leistungssteigerungen verhalf. Scientific American ist nur eine von vielen Quellen der Ausführungen über "The Arsenic Eaters of Styria".

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1864: The New England Journal of Medicine

Ich kenne den Ausdruck Hittrach, aus meinen Kindertagen, wußte aber nicht, was damit gemeint war. Es ist die heimische Sprachvariante von Hüttenrauch, was Arsenik bezeichnet. Mir war die längste Zeit nicht klar, was das für ein großes Thema ist und daß es speziell mit der Steiermark assoziiert ist.

-- [Flame: Das Logbuch] --


coreresethome
2•18