log #615: HofstättenKollektive
Kultur- und Wissensarbeit hat mehrere gute Gründe. Einer davon liegt in der Tatsache,
daß sich große Themen von kleinen Einheiten nicht bewältigen lassen. Damit meine ich
inhaltliche Arbeit, die sich dann auch in einzelnen Veranstaltungen nach außen tragen
läßt. Ich meine nicht einfach das Hinklotzen von einzelnen Events. Ich meine
prozeßhaftes Vorgehen. In diesem Bearbeiten großer Themen sind also Schritte, Stationen
und Verzweigungen wichtig. Wenn hier nun das Projekt
Vom Pferd zum
Sattelschlepper
...in Arbeit ist, wird manches als genuiner Projektteil behandelt, anderes fügt sich
komplementär dazu, ist formal in anderen Zusammenhängen entstanden. Ein Beispiel. Das 60
Jahr-Jubiläum der Erstpräsentation des Steyr-Puch 500 ist ein
Schlüsselereignis, um dieses Thema Mobilitätsgeschichte darzustellen.
In der nächsten Ausgabe der "steirischen berichte" [link] wird es eine
Doppelseite dazu geben. Das sind Passagen, die einerseits Inhalte voranbringen,
andrerseits das Thema nach außen tragen. Der Aspekt des kollektiven Vorgehens ist unter
anderem auch deshalb wichtig, weil die notwendige Arbeitsleistung unmöglich aus einer
einzelnen Quelle abgegolten werden kann und weil überdies die Kombination von bezahlter
und unbezahlter Arbeit nötig ist, um das Projektziel zu erreichen. Das wird auch von der
EU so vorgegeben, denn eine 100 Prozent-Finanzierung aus LEADER-Mitteln kommt bei
uns nicht vor.
Die Arbeit mit EU-Budgets im LEADER-Kontext ist von einigen Zugangshürden
umstellt. Der Modus "Ich würde was machen, wenn Ihr was bezahlt"
bleibt dabei völlig ausgeschlossen. Ein LEADER-Projekt verlangt klare
Konzeption, eine nachvollziehbare Skizze der Umsetzung, Eigenmittelaufbringung und die
Vorfinanzierung der vereinbarten Beträge.Zur Konzeptfrage siehe: [link]
Bleiben hinterher noch Prüfvorgänge als Voraussetzung für die Refundierung der
EU-Anteile des Budgets. Das heißt auch, die vorfinanzierten Beträge sind im Schnitt drei
Quartale draußen, schneller kommen sie nicht daher. Das sind also erhebliche
Anforderungen.
Ein anderes Beispiel für die notwendige Vernetzung. Diese kleine Monographie wurde von
der Abteilung für Volkskultur (Land Steiermark) kofinanziert. Sie erscheint als
Drucksorte, ist aber auch online als Publikation (Webbook) verfügbar: [link]
Das ist in unserer Kooperation mit dem Austria-Forum (Hermann Maurer) realisiert
worden, wo diese Schrift im Umfeld eines großen Informationsbestandes und vieler anderer
Publikationen erscheint.
Das verweist wiederum auf ein kleines Netzwerk steirischer Kulturinitiativen, welches
heuer gemeinsam ein Kunstsymposion umsetzen wird. Das Team: [link] Auch hier die Kombination von Hauptamt und Ehrenamt, von
bezahlter und unbezahlter Arbeit.
Dieses Setting hat einen weiteren wichtigen Aspekt. Dezentrale Umsetzung. Das
heißt, wo unser Projekt sich nach außen an ein Publikum richtet, gibt es nicht bloß einen
Ereignisort. Das Vorhaben ist an eine Region adressiert, hat überdies eine
Kooperationsebene mit dem Landeszentrum.
Dieses Bild markiert einen Teil des Symposions. Der andere wird in Hofstätten an der
Raab realisiert, zum Projektthema unmittelbar passend: Mythos Puch IV [link] Quer durchs
Arbeitsjahr sollen sich einige übrige Stationen ergeben.
-- [Artist is Obsolete. Kunst und Technik] --
Damit ist noch ein wichtiger Aspekt unserer Projektsituation betont. Im Augenblick ist
keinesfalls geklärt, ob dieses Vorhaben ausfinanziert sein wird. So fehlt beispielsweise
derzeit noch eine Zusage bezüglich des EU-Budgets. Der wesentliche Punkt: Durch die
Kombination unterschiedlicher Kräfte können wir an den gewählten Themen auf jeden Fall
arbeiten. Je nach Ressourcenlage wird es bloß ein so oder so gestalteter Verlauf sein.
Während nun diese Ereignislinien sich verdichten, tut sich im Hintergrund noch etwas,
das wohl erst kommendes Jahr an ein Publikum gerichtet werden kann. Aber es läßt sich
gewiß schon jetzt eine inhaltliche Wechselwirkung herstellen, von der alle Seiten
profitieren. Das ist im Kern am Thema Volkskultur in der technischen Welt
festgemacht. Ergo habe ich nun einen Volkskundler und einen Techniker zur Seite: den
Volkskundler ist Günther Jontes und den Techniker Hermann Maurer.
Wir werden sicher noch eine Weile zu arbeiten haben, bis sich damit an die
Öffentlichkeit gehen läßt. Die Komplexität der gesamten Themenstellung ist für uns
natürlich sehr reizvoll. Ich denke, wenn die Sache nennenswert vorangekommen ist, werden
wir ein paar ungewöhnliche Blicke auf die Steiermark bieten können. Eine Zusammenschau
sozialer, kultureller und technischer Aspekte bezüglich der Tatsache, daß wir
a) seit rund 200 Jahren in einer permanenten technischen Revolution leben und
b) die Schwelle zu einer Vierten Industriellen Revolution schon überschritten
haben.
Naheliegend, daß wir uns bezüglich all dieser Fragen auch mit der Landesebene
verständigen. So hat Maurer eben erreicht, daß zwei sehr exponierte Personen sich beim
Symposion mit uns darauf einlassen. Christopher Drexler ist Kulturlandesrat der
Steiermark: [link] Burghard Kaltenbeck ist Geschäftsführer der Steirischen
Wirtschaftsförderung SFG [link]
All das übrigens am Vorabend von 2018, wo an 1918 zu denken ist, da das habsburgische
Österreich als erster Aggressor dieses Krieges seine Niederlage hinnehmen mußte, was
gewaltige Konsequenzen hatte.
-- [Hofstätten]
[Dorf 4.0] --