log #593: Diaspora / Die QuestZweiter
Abschnitt: Europa?
Was erfahren wir beim Reisen? Wie verhalten sich Demos und Ethnos
zueinander? Worauf bezieht sich der Begriff Europa? Der vorige Eintrag zum Thema
(#590) enthielt schon den Hinweis, daß wir unser österreichisches Teilprojekt „From
Diaspora to Diversities" nun abschließen: [link] Das hat
seine Schlußveranstaltung in der Session mit dem Makedonier Milan Mijalkovic: [link]
Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov hat außerdem gerade an der zum Gesamtvorhaben
gehörenden Konferenz „Culture beyond the Paragraphs“ vom Oracle Cultural
Network teilgenommen. Siehe dazu: "Kunst Ost in Maastricht" [link]
Nun arbeitet die Koordinationsstelle in Skopje (Makedonien) an einer Dokumentation in
Buchform. Für uns hat der Blick auf Europa mit einem Schwerpunkt auf den Balkan
natürlich weiterführende Linien, da die verschiedenen Themenstellung keineswegs
erschöpfend bearbeitet sind.
Das hat im vergangenen Jahr mit einer Fahrt nach Istrien begonnen, um das Teilprojekt "Die
Quest (Relationen)" aufzublättern: [link] Damit geht es nun in
wenigen Tagen nach Schloß Freiberg, wo das 2017er Aprilfestival
stattfindet: [link]
Da vertiefe ich den erwähnten Blick auf a) Europa und b) speziell den Balkan, denn es
sind so viel Unruhe und Unklarheiten zwischen uns geblieben, von denen ich vermute, daß
sie derzeit auf eine heikle Art überdeckt werden, weil die aktuellen
Flüchtlingsbewegungen weite Teile von Bevölkerung, der Politik und Verwaltung zu
überfordern scheinen.
Hinter diesen jungen Anforderungen bleibt die Unruhe unter den Leuten des Balkans sowie
zwischen ihnen und uns. Wir sind aber in unserem sozialen Frieden sehr davon abhängig,
daß die ungelösten Probleme im Süden nicht unkontrolliert hochgehen.
Dazu unverzichtbar: Verstehen und Verständigung.
Die Kulturinitiative Fokus Freiberg hat bezüglich Aprilfestival eine
Kooperation mit dem Kulturpakt Gleisdorf eingerichtet. So sind wir also kurz in
diesen Arbeitsbereich eingebunden. Dazu fand jüngst eine Pressekonferenz statt. Dabei
wurde in Gleisdorf als vorläufiger Schwerpunkt der Themenkomplex „Europa –
Identität – Gemeinschaft“ betont [Quelle: Klipp online]
Worin sich das dann in den dort zusammengefaßten Projekten einlöst, möge man auf
eigene Faust herausfinden. Das Programmheft als PDF-Datei: [link] Ein
Arbeits- oder Themenpapier zu diesem komplexen Ansatz konnte ich nicht ausfindig machen.
Kulturpakt-Beauftragte Eva Lassnig fragt im Vorwort des Programmheftes treffend: "Was
verstehen wir unter Identität und was macht die 'Gemeinschaft Europa', abgesehen von
geografischen Aspekten, eigentlich aus?" Man darf auf Antworten seitens der
Kulturschaffenden gespannt sein.
Europa, unsere (wessen?) Identität und die (welche?) Gemeinschaft
verweist uns vorrangig auf die feine Trennschärfe in der Betrachtung und Benennung von a)
Demos und b) Ethnos.
Ein Staatsvolk (Demos) muß vermutlich als abstrakte politische Kategorie
gelten und sollte nicht ideologisch befrachtet werden. Kulturelle Wir-Formationen
(Ethnos) sind da von anderer Art, aber keineswegs bloß für sich beschreibbar, sondern in
steter Wechselwirkungen mit den anderen "Wir-Formationen".