Was nun diese Konzepte angeht, sollten sie einerseits mit Transparenz versehen sein, da
in einer Res publica (öffentliche Sache) die Res secret (geheime Sache)
Probleme verursacht. (Geheimniskrämerei ist eines der markanten Übel im öffentlich
kofinanzierten teil des heimischen Kulturbetriebs.)
Andrerseits repräsentieren solche Konzepte ein immaterielles Gut, für das diese
Gesellschaft einiges bezahlt hat. Dieses Gut sollte daher einsehbar sein und im
günstigsten Fall Anregungen für kulturpolitische Erörterungen liefern.
Warum muß der Staat in solche Bereiche investieren?
Die regionale Wissens- und Kulturarbeit erbringt immateriellen Gewinn. Sie ist daher
nicht gemacht, um ihre Ressourcen auf dem freien Markt zu erwirtschaften. Sie kann auch
ihre Qualitäten nur dann entfalten, wenn sie nicht gängiger Marktlogik unterworfen wird.
Das bedeutet, eine Gesellschaft muß in diesen Bereich investieren, um sich zukunftsfähig
zu halten.
Dabei werden von uns vorzugsweise Ehrenamt und Hauptamt kombiniert.
Es bedarf gleichermaßen der unbezahlten und der bezahlten Arbeit. Es bedarf privater
Mittel, es bedarf einer Kofinanzierung aus öffentlicher Hand. Und es braucht eine
Kulturpolitik, die immer wieder neu klären muß, was private Kräfte leisten sollen,
wofür öffentliche Mittel zum Einsatz kommen mögen. Auch das sollte öffentlich
einsehbar sein!
Erst in dieser Kombination wird auf dem Land, in der Provinz, abseits des
Landeszentrums, ein Möglichkeitsraum entstehen und schließlich bestehen können, der ein
angemessenes geistiges Klima birgt, in dem sich Menschen aus allen Lebensbereichen
beispielsweise dem zuwenden, was im Augenblick noch nicht gedacht werden kann.
Das trauen wir uns zu, indem wir die drei Sektoren Staat, Markt und Zivilgesellschaft
zur Kooperation anregen. Dabei ist nicht ein Sektor Ressourcenquelle für die anderen.
Es geht um gemeinsame Themenstellungen, um gemeinsame Schritte von Politik &
Verwaltung, Wirtschaftstreibenden und privaten Kulturschaffenden.
Wir sind in der Provinz, in jedem Winkel des Landes, derzeit auf sehr spezielle Art
gefordert. Es haben Umbrüche eingesetzt, die für unsere Gesellschaft mindestens so
radikal und folgenschwer sind, wie einst das Ende der Feudalzeit und das Reüssieren der
Geldwirtschaft.
Im September 2013 erschien jene Studie von Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne,
die inzwischen von einer Flut ähnlicher Arbeiten flankiert ist, wonach wir annehmen
müssen, daß Maschinensysteme in etwa 20 Jahren rund die Hälfte der uns vertrauten Jobs
übernommen haben, was auf ein Ende der Massenbeschäftigung hinausläuft. Siehe: "The
future of employment: How susceptible are jobs to computerisation?", hier als
PDF-Datei verfügbar: [link]
Zum Thema "Social intelligence tasks" heißt es da: "Human
social intelligence is important in a wide range of work tasks, such as those involving
negotiation, persuasion and care." Wir haben eine Menge zu klären, welche
Aspekte der Conditio humana wir in dieser nächsten Koexistenz mit
Maschinensystemen betonen, entwickeln, etablieren möchten.
Das ist bloß eines der großen Themen, die wir in der Provinz natürlich nicht
ignorieren können, weshalb wir ein Wechselspiel zwischen Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft
eingeführt haben.
Wie sich das ereignet, ist online hier im Web dokumentiert. Worauf sich das gründet,
wenn dabei auch öffentliche Gelder ins Spiel kommen, soll diese Leiste mit den Konzepten
einsehbar machen.
Martin Krusche