log #566: kunstsymposion Kontext, Herbst 2016
Im KulturBüro Stainz, initiiert von Ursula
Glaeser, wird klassische Gesprächskultur gepflegt. Jemand spricht, andere hören zu, es
gibt Debatten, einen Austausch von Ideen. Nichts weist drauf hin, daß dieser Modus
antiquiert sein könnte. Es ist eine Zeit, wo uns Kulturpessimisten verlorene Kinder
vorführen, die angeblich bloß noch auf ihr Smartphone starren.
Ursula Glaeser
Müssen wir gewarnt sein, wie in unseren eigenen
Kindertagen, als uns „Schmutz und Schund" bedrohte und es hieß, die
sogenannten „Schundhefteln" (Comics) würden unseren Verstand untergraben?
So oder so, das Gespräch unter Menschen in realer sozialer Begegnung, wobei wir selbst
die einzigen Medien sind, die zur Anwendung kommen, bleibt ein Klassiker, der stets neu
erschlossen sein will.
Chris Scheuer
Dazu stellen sich aber brisante Fragen nach Medienkompetenz
und Netzkultur. Wir befinden uns auf Wegen in eine Vierte Industrielle
Revolution, die uns neue Automatisierungswellen bringt. Selbstlernende Systeme
erschließen immer mehr an Kompetenzen, die wir bisher nur Menschen zugetraut haben.
Vor welchem Hintergrund geschieht das? Die „Schundheftel-Kultur" wurde
längst rehabilitiert, in einigen Bereichen als zeitgemäße Kunstform außer Streit
gestellt. Dafür darf Graphic Novelist Chris Scheuer als deutlicher Beleg gelten.
Wir sind Kinder der einstmals behaupteten „Kulturschande", haben im
Erwachsenwerden die eigentlichen Quellen von Schmutz und Schund offenlegen können.
Quellen, aus denen gerade wieder geschöpft wird. Es ist die Kultur der
Menschenverachtung, des aggressiven Nationalismus, in der uns dubiose Heimatbegriffe
aufgedrängt werden.
Von links: Ewald Ulrich, Winfried
Lehmann und Martin Krusche
All das hat Fundamente in einer Massenkultur,
welche auf die Anwendung von Massenmedien gestützt ist. Im 2016er Kunstsymposion
sind aktuell zwei Veranstaltungen diesen Zusammenhängen gewidmet.
Glaeser lädt im KulturBüro Stainz zur nächsten Walking Conference,
die dem Thema Heimat gewidmet ist. Martin Krusche und Chris Scheuer untersuchen
gemeinsam „Triviale Mythen" im Zusammenhang von 500 Jahren
Mediengeschichte.
Dabei wird ein Bogen gezogen, der von Albrecht Dürers Holzschnitten bis zu digital
codierten Vermittlungsformen der Gegenwart reicht. Dahinter liegt derzeit ein laufender
Prozeß, von dem es zugleich eine Markierung im Konvergenzraum von Schloß Freiberg
gibt: „Die Quest".
Winfried Lehmann (links) und Helmut
Oberbichler
Martin Krusche, Winfried Lehmann, Helmut
Oberbichler und Ewald Ulrich bespielen diesen Konvergenzraum, ein Turmzimmer, im
Sinn einer traditionellen Wunderkammer.
So wird von einer kontrastreichen Community an verschiedenen Orten der Steiermark
erörtert und verhandelt, worin sich derzeit kulturelle Prozesse bei uns entfalten, worauf
dabei in der regionalen Wissens- und Kulturarbeit geachtet werden mag.
Die Veranstaltungen
+) Heimat [link]
+) Triviale Mythen [link]
+) Die Quest [link]
Zu den Themen
+) Hot Spot Heimat [link]
+) Netzkultur & Medienkompetenz [link]
+) Industrie 4.0 [link]
-- [Das 2016er Kunstsymposion]
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