log #538: es war die gleiche sonne
Ich weiß schon, die Vaterländischen wollen
es nicht verstehen. Ich hab auch keinen Grund, es ihnen erklären zu wollen, weil sie gute
Gründe haben, sich dagegen taub zu machen.
Tatsache ist, daß ihre menschenverachtenden Reden, die gerade wieder anschwellen, durch
das ganze 20. Jahrhundert hindurch stets der Beginn von Wegen waren, die in Massaker
mündeten.
Es ist diese Verachtung, schließlich gepaart mit unserer Gleichgültigkeit, die am Ende
solcher Wege Menschen tötet. Verdun, Auschwitz, Srebrenica.
Ich habe heute, am 20. April 2016, mit dem Graphic Novelist Chris Scheuer und dem
Buchbinder Johann Kober in dessen Werkstatt an einer wuchtigen Presse gestanden, um jene
Holzschnitte zu drucken, mit denen Scheuer auf das Gedicht-Ensemble „es war die gleiche
sonne" geantwortet hat.
Wir haben dieses 20. Jahrhundert durchmessen, von Belfast bis Sarajevo. Wir haben den
Vaterländischen mit den Mitteln der Kunst und der alten Technik des Drucks von
Holzschnitten unsere Einwände vorgebracht; am 20. April, wo manche immer noch Führers
Geburtstag feiern.
Jedes weitere Jahr und jeden Tag davon werden diese Einwände vorzubringen sein; im
Gedanken an Verdun, Auschwitz und Srebrenica, an Belfast und Sarajevo, an jeden Ort, wo
vaterländische Kräfte mit verächtlichen Reden ihre Mitmenschen zu
„Gegenmenschen" umgedeutet haben und unsere Gleichgültigkeit beigetragen hat,
Menschen zu töten.
-- [Das Projekt] [Die Dokumentation] --
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