log #525: popIntro
Im Jahr 1977 war ich in einer fixen Anstellung nicht mehr
zu gebrauchen. Mir gefiel die Pose, mündlich zu kündigen und am nächsten Tag nicht mehr
zu erscheinen. Damit lag der Buchhandel hinter mir und was vor mir lag, ahnte ich
natürlich nicht.
Ich war gerade 21, fühle mich unzerstörbar, war der Lyrik
und dem Blues verfallen. Mir schien völlig klar, daß damit ein Leben zuzubringen sei.
Als Proleten-Bub aus dem Hochhaus fehlten mir vorerst noch viele Zugänge zur
Gegenwartskunst.
1982: JIMI COGAN (LINKS) WAR ZU
EINEM WEGWEISER GEWORDEN
Das Forum Stadtpark wäre eine naheliegende
Anlaufstelle gewesen. Meine Erinnerung besagt, daß man da als vormaliger Lehrbub ins
Leere lief. Nur wenige ältere Autoren, wie etwa Helmut Eisendle, waren geneigt, sich mit
jemandem wie mir zu befassen.
Musiker Jimi Cogan, gelernter Schildermaler und Autodidakt,
hatte Anfang der 1980er Jahre schon eine erste Karriere hinter sich und mit der Gruppe "Turning
Point" ein Stück Austro-Pop-Geschichte geschrieben.
Seine ursprüngliche Leidenschaft, der Blues, Country-Songs
und Stoffe von His Bobness Dylan, waren zu der Zeit nicht gerade radio-tauglich. Das blieb
uns abseits des Betriebes der Unterhaltungsindustrie überlassen.
1982: DIE ERSTE BUCHPRÄSENTATION,
IM STADTPARK, RECHTS JÜRGEN ROTTENSTEINER
Cogans Duo-Projekt mit Andrea Donauer hatte ihn zu
Plattenaufnahmen nach Hamburg gebracht. Das rückte diese Stadt für mich ins Blickfeld
und führte schließlich Ende der 1970er zur Entscheidung, dort leben zu wollen.
Ich war "Auf der Suche nach dem Rock &
Roll". So hieß auch das Büchlein, mit dem ich zurückkam. Eine
Underground-Produktion, die wir am 26. Juni 1982 auf einer Wiese im Grazer Stadtpark
präsentierten.
Underground,
Subkultur, das blieben naheliegende Begriffe, mit denen wir uns einrichteten, da
uns die 1940er-Jahrgänge mit einem Arbeits-Level, einem Lebensstil und einem Maß der
Arriviertheit vor der Nase standen, da fand ich damals keinerlei Brückenschlag. Die meisten tonangebenden Leute waren in universitären Millieus
zuhause oder, wie Alfred Kolleritsch, wenigstens im Umfeld des Akademischen Gymnasiums,
von dem ich in der dritten Klasse geflogen bin.
Bohemiens wie Wolfi Bauer oder Underdogs wie Franz
Innerhofer erschienen mir als Ausnahme. Egal! Ich blieb erst einmal im vertrauten Milieu
vormaliger Lehrbuben, jetziger Hackler und jener Musiker-Szene, die mit Blues und Rock
& Roll beschäftigt war. |
[GROSSE ANSICHT] |
Wenn ich heuer mit
Blues-Musiker Sir Oliver Mally zu einer nächsten Verschwörung der Poeten ansetze,
bringt das verschiedene Ereignislinien zu einem Knotenpunkt. Mally ging damals seinen
eigenen Weg. Wir trafen uns erst, als ich mit unserem Teil des Kulturbetriebes schon viel
besser vertraut war.
JIMI COGAN (LINKS) MIT SEINEM ERSTEN
TRIO [GROSSE ANSICHT]
Um es ein wenig überschaubar zu machen: Jimi Cogan
formierte sich einst mit "The International Travellers", fand später
mit Alex Rehak ("Hide & Seek") zu "Turning Point".
Der Band-Name war eine Referenz an Blues-Gigant John Mayall. Die Musik war
hitparadentauglicher Pop.
Der Blues blieb uns in Nischen. Jim ist genau zehn Jahre
älter als ich, demnach 70. Mally wurde vor wenigen Wochen 50, ich bin in Kürze 60. Diese
Geschichte repräsentiert daher eine komplette Ära.
MARTIN KRUSCHE UND SIR OLIVER MALLY
Wir sind Akteure, die Trennlinien durchbrochen
und Gräben zugeschüttet haben. Das Banale und das Raffiniertere, das Triviale und das
Relevante sind Kategorien, die wir beliebig verknüpfen, je nachdem, welche Geschichte wie
erzählt werden will...
-- [Konvergenz: Pop] [Mally & Krusche: In
der Ebene] --
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