log #498: mythos puch

Schritt um Schritt

Es ist nutzlos das zu beklagen, aber es sollte wenigstens unaufgeregt notiert werden: Manche Menschen kommen einfach nicht auf die Idee, daß Wissens- und Kulturarbeit sich ganz wesentlich in den laufenden Prozessen einlöst und die "Events", also einzelne Veranstaltungen, letztlich bloß Kulminationspunkte sind.

Die haben zwar Gewicht, weil sie das Gemeinsame greifbar und von außen wahrnehmbar machen, aber sie sind letztlich bloß die Wegmarken, auf denen wir uns Klarheiten für die nächste Strecke holen.

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Lisl Mesicek, Österreichische Gesellschaft für Historisches Kraftfahrwesen

Also nicht "Der Weg ist das Ziel", sondern "Der Weg ist der Weg", dem Wertschätzung gebührt. Anders ausgedrückt, wir verwalten hier nicht den Zufall, um für den Tag aufzuzäumen, was gerade da ist. Wir sind uns gegenseitig für eine kollektive Kulturpraxis verantwortlich, die über Partikularinteressen einzelner Personen weit hinausreicht.

Ich greife hier in sanfter Indiskretion ein Stück aus der aktuellen Korrespondenz mit Lisl Mesicek heraus, die Doyenne der Österreichischen Gesellschaft für Historisches Kraftfahrwesen, da es heuer ja unter anderem um das Thema "Die Ehre des Handwerks" geht. Mesicek schreibt:

"Die Ehre des Handwerkers, also die Handwerkerehre, steht für Zuverlässigkeit, Vertrauen, Qualität, Fleiß und Beständigkeit in der Ausübung seines Handwerks. Über seine eigene, gute Arbeit kann der Handwerker sein Selbstbewußtsein und seinen Selbstwert entwickeln."

Da weiß sie natürlich, wovon sie schreibt, denn sie ist keine "Repräsentationskraft" des Verbandes, sondern in allen Bereichen aktiv, von der Werkstatt über die Redaktionsstube bis hin zur Veranstaltungsorganisation und zur Vortragstätigkeit.

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Eine Rennmaschine von MW Solutions

An der Basis klingt das dann mitunter so, wenn ein Handwerker spricht, der dabei ausdrückt, was ihn bewegt; ein feine Stück Poesie von der Werkbank her, in völlig schnörkelloser Sprache verfaßt:

"super wärs, wennst es so schreibst, dass da manuel und seppi aus der südsteiermark schon seit klein auf mit dem puch fieber infiziert sind und eigentlich viel ehrfahrung durch gemeinsames erreicht haben. natürlich nicht ganz ohne Hilfe und beistand eines freundes, der damal im versuch bei puch gearbeitet hat und der mir sehr viel gelernt und gezeigt hat. weiters ist da david von der radlerei graz, ein ganz guter freund von mir, und würde sich freuen wenn er seine sammlung an puch fahrrädern auch austesten darf."

Da kennt man sich aus, übrige Worte sind eigentlich nicht nötig. In der Kürze liegt oft sehr feine Anerkennung. Mehr braucht's demnach nicht, wenn zum Beispiel Kuratorin Anja Alexandra Weisi-Michelitsch schreibt: "ich mag solche konzepte!" und so das Feuerwehrmuseum Groß St. Florian mit ins Spiel bringt; siehe dazu: [link]

Am Rande des Geschehens kam Post von Kulturwissenschafter Matthias Marschik: "ich muss jetzt noch einen Artikel zum Frauenfußball im Austrofaschismus fertigmachen, dann geh ich voll auf unser Autobuch los! lg Matthias" Ich darf erinnern, mir liegt seit Jahren daran, Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft in ein komplexes Wechselspiel zu bringen.

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Kapellmeister Siegfried Teller leitete die Wiederaufführung des
vergessenen "Puch Marsch" von Eduard Wagnes

Und manchmal bekomme ich nicht, was ich gerne hätte. Eine weiter Aufführung des "Puch Marsch" von Eduard Wagnes [link] wäre mir sehr recht gewesen. Kapellmeister Siegi Teller habe ich nun zurecht im Urlaub vermutet: "Grüße. War in der bretagne! Hab den merlin gesucht und das meer! Hab beides gefunden."

Bedauerlicherweise: "Zum puch marsch! An diesem WE haben wir die tage der blasmusik und spielen in gleisdorf. Also da geht nix!" Dann also auf 2016. Da wird es sicher klappen.

Und heute Morgen erreichte mich der Anruf eines Altmeisters. "Du willst doch sicher auch den Mila haben", sagte er. "Den krieg ich nie", erwiderte ich. "Aber ich", sagte der Mann, "vielleicht." Na, so ein Vielleicht ist schon eine Menge und das Fahrzeug, ein Unikat, wäre für "Mythos Puch" ein sensationelles Schaustück. Ich durfte ihn ja schon einmal fahren: [link]

"Der Weg ist der Weg." Verstehen Sie nun, was ich damit meine? Hier geht es teils um Dinge, die Sie nicht mit Geld kaufen können. Da ereignet sich etwas in Respekt, den man sich erarbeitet.

Das haben in den letzten Jahren einige Leute in meiner Umgebung nicht verstanden. Man kann etwas tun, um sich einen Vorteil einzuhandeln. Oder man kann sich bemühen, eine Sache um ihrer selbst Willen gut zu machen. Das sind zwei ganz unterschiedliche Vorgangsweisen.

-- [Mythos Puch] [Generaldokumentation] -


coreresethome
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