log #453: the track: axiom | 2014

Der flammende Hochsommertag, die Tour nach Zagreb (in Sachen Jelena Jursa) und darin nächste Klarheiten. Meine Vorstellung kollektiver Kulturpraxis löst sich klarer ein als ich hätte erwarten dürfen. Auch mein Wunsch nach prozeßhafter Arbeit findet inzwischen verblüffende Ankerpunkte.

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Für das kommende Kunstsymposion hat sich ein Kreis von Menschen temporär verbunden, mit dem ich auf das 20. Jahrhundert zurückblicke; das könnte man sich nicht besser wünschen.

Einige Ausgangspunkte liegen merklich tiefer in der Zeit. Noch bevor mich die beiden Historiker Karl Kaser und Karl Stocker zu den Fragen nach den autochthonen steirischen Slowenen hinführten, die Ende der 1980er-Jahre aus der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend gelöscht waren, geschah in Graz etwas ganz anderes, ebenfalls von der Öffentlichkeit nicht eben energisch wahrgenommen.

Kaser und Stocker hatten mich angeleitet, mein Nachdenken über den Balkan und die südslawischen Nachbarn völlig neu zu ordnen. Zu der Zeit war der Autor Walter Grond im Forum Stadtpark darangegangen, mit seinen Verbündeten ein Literatursymposion mit dem Titel "Das jugoslawische Labyrinth" zu realisieren.

Davon fand eine Veranstaltung 1988, also unmittelbar vor den jugoslawischen Kriegen, statt. Eine zweite ging 1995 über die Bühne, da war die Stimmung unter den geladenen Kunstschaffenden nicht mehr sehr gesellig. (1999 gab es noch ein Art Nachhall.)

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Willi Prantner hatte mir diese Einladung zukommen lassen. Christine Riegler hat die Veranstaltungen in einem sehr lesenswerten Buch dokumentiert, das im Studien Verlag in der Reihe "Paradigma: Zentraleuropa" erschien.

Diese Buchreihe hatten der Historiker Moritz Csáky und der Sprachwissenschafter Klaus Zeyringer herausgegeben. Darin schloß sich einer der damaligen Kreise, denn gegen 2000 hatte ich mit Walter Grond ein Literaturprojekt im Web entfaltet, in das Klaus Zeyringer nach einer Weile einstieg: [house] über das fremde und die peripherie (ein salon).

In einer Archiv-Fassung dieses Kulturprojektes ist Walter Gronds Online-Doku "Das jugoslawische Labyrinth" teilweise erhalten: [link] Das nützt uns hier, denn das Buch von Rigler ist schon eine Weile vergriffen.

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Einige der Texte sind noch online verfügbar. (Ich muß mehrere Speichermedien durchsehen, eventuell gibt es noch eine vollständigere Fassung dieses Bereichs von [House]. Hier dreht sich die Abfolge wieder.

Das erwähnte Literatursymposion war ein starker Impuls, die Arbeit mit Kaser und Stocker war für mich wegweisend. Die Kooperation und der Austausch mit südslawischen Leuten hat bei mir inzwischen eine erhebliche Kontinuität.

Während Grond und Zeyringer dann andere Wege gingen, blieb ich an der Themenstellung dran. Der Untertitel "über das fremde und die peripherie" ist freilich inzwischen auch auf uns selbst anzuwenden, um über unsere Verhältnisse zueinander klarere Vorstellunen zu bekommen.

Nun hat die erhebliche kuratorische Arbeit von Mirjana Peitler-Selakov ein sehr spezielles künstlerisches Statement ermöglicht, mit dem wir das Arbeitsjahr 2014 abschließen werden, indem wir auf 1914 zurückblicken und von da aus das 20. Jahrhundert beleuchten. logo_so080.jpg (1936 Byte)

[link]

Ich hab spätestens ab 2012 eine intensive Arbeitslinie betreut, um für dieses "Jahrhundertgedenken" (1914-2014) eine vertretbare Position zu erreichen. Unser vorjähriges Kunstsymposion "The Track: Axiom | Südost" wurde so zum Fundament für die heurige Veranstaltung, die auf zwei Monate verteilt ist.

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Selman Trtovac: "Axiom" [Große Ansicht A] [Große Ansicht B]

Es geht aber nicht nur um dieses kurze 20. Jahrhundert mit seinen Extremen. Es geht auch um Fragen, wohin uns das gebracht oder gestellt hat, da hier drei Generationen von Kreativen aus Österreich, Bosnien und Serbien sich verständigen konnten, damit wir heuer diesen Akzent setzen.

Dabei behandeln wir nicht bloß historische Aspekte, sondern auch unsere eigene Gegenwart; hier speziell Fragen nach den Bedingungen der Gegenwartskunst und nach unseren Möglichkeiten, derzeit als Kunstschaffende in diesem äußerst kontrastreich konstituierten Europa zu bestehen und zu kooperieren.

Eine kompetente Betrachtung der Vergangenheit, eine klare Untersuchung der Gegenwart und daraus Schlüsse ziehen für die unmittelbar nächste Schritte in einer Zukunft, deren Gestaltung wir nicht einfach anderen überlassen.

Das ist auch etwas, worüber sich die Leute vom Eisenerzer "Rostfest" mit uns verständigen. Das bedeutet in Summe:

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Was auch immer "Zentrumsleute" bisher für die Provinz hielten, als die sich der Balkan von einem EU-Europa ebenfalls zurechtstellen lassen muß, für uns Kunst- und Kulturschaffende haben diese antiquierten Denkmodelle keine Kraft mehr, keine Relevanz. Sie beschreiben auch nicht das, was wir inzwischen tun... [Generaldokumentation]

-- [symposions-übersicht] --


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