log #429: kunst ost Sie kennen gewiß den alten Modus
regionaler Kulturpolitik. Irgendjemand übernimmt das Kulturreferat, weil es irgendjemand
machen muß. Die Ausübung des Amtes verlangt dann hauptsächlich a) ein Kulturbudget zu
verwalten und b) Veranstaltungen zu eröffnen.
Man kann es zum Glück auch anders erwischen. In Gleisdorf
haben wir schon lange einen anspruchsvollen Diskurs darüber, was es geben soll, wie es
geschehen soll und wer wofür zuständig wäre.
Klar, daß es dabei auch reichlich Dissens gibt. Und
gelegentlich völliges Unverständnis auf dieser oder jener Seite. Schlecht? Nein!
Unbequem schon, auch manchmal für uns Kulturschaffende, aber in Summe ein sehr spannender
Prozeß.
Wir dürfen auf jeden Fall geltend machen und bekommen von
den anderen Beteiligten sicher bestätigt: Im Gleisdorfer Rathaus ist längst eine neue
Auffassung von Kulturpolitik angekommen.
Sie wurde im Austausch der verschiedenen Instanzen
untereinander entwickelt und wird noch weiter ausgearbeitet. Das bedeutet freilich, daß
uns niemand zuruft: "Sie wünschen, wir spielen!"
Es ist ein wenig komplexer; und interessanter. Es wird mehr
und mehr zu Work in Progress, wobei engagierte Menschen freien Zugang haben. Das
bedeutet umgekehrt: Politik und Verwaltung reden mit uns. Ernsthaft. Und hören auch zu.
Keine Selbstverständlichkeit im steirischen Kulturgeschehen.
Andreas Tauser verpaßt der ganzen
Sache einen
ökologischen Fußabdruck in Technicolor
Das bedeutet ferner, wir debattieren Themenstellungen für
kommende Projekte. Im Kooperationsansatz lassen sich so manche Budgetfragen leichter
lösen. Das bedeutet ferner, wir machen neue Erfahrungen mit ungewöhnlichen Settings,
Zusammenstellungen
Daß wir diesmal eine "Kultur-Lounge"
innerhalb des "TIP Kirta" hatten, war ein kurioses Experiment. Es
scheint heute klar, das legt einen weiteren Versuch nahe. Solche Schritte bringen uns
außerdem neue Erfahrungen im Miteinander.
Dabei läßt sich vielleicht noch über so manchen Schatten
steigen. Das Thema wird nicht gerne offen angesprochen. Selbstverständlich geht es auch
auf dem Kunstfeld um a) den Zugang zu Ressourcen und b) den Gewinn an
Sozialprestige.
Kulturreferent Alois Reisenhofer
(links) und
City-Manager Gerwald Hierzi bei der "Kultur-Lounge"
Das sind simple Fakten, zu denen im Lande so manche
Heuchelei blüht. Das führt auch zu Konflikten, die es dann nicht geben darf, weil es ja
das Problem nicht gibt; angeblich. Solche Deutungen sind freilich Quatsch.
Es gibt diese Probleme, also gibt es auch diese
Konflikte. Über offene Debatten läßt sich das nicht lösen, weil es tabuisiert ist.
Ändern wir aber regional einige Modi des Kulturgeschehens, führt solche Tabuisierung ins
Leere und Lösungen ergeben sich auf anderen Ebenen. Voila!
Wer also hier nicht vorkommt, hat es selbst verursacht,
weil er oder sie ferngeblieben ist. Da gibt's keine Ausreden. Das ist offenkundig.Wie sich
diese Dinge nun entwickeln, darf angenommen werden, daß noch mehr kulturelle Vorhaben der
Gemeinde in solchen Modi entwickelt werden.
Bürgermeister Christoph Stark
(2.v.r) griff vergnügt zur Serviertasse
und brachte kühle Erfrischungen
Das bedeutet: Aktiv werden. Sichtbar werden. Verantwortung
für die eigene Position übernehmen. Eine sehr spannende Option... Und jene, die sich mit
Verschwörungstheorien abschleppen, in denen gemutmaßt wird, wer alles sie
"verhindert" habe, müssen feststellen: Sie standen sich selbst im Weg.
-- [Kultur-Lounge] [Kulturpakt Gleisdorf] --
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