log #413: südost

„kunst ost“: 1914
memo #1: 4.12.2011

Ideenpapier „Projekt 1914/2014“

Warum betrifft uns das als regionale Kulturinitiative?
Warum haben wir das Thema zu bearbeiten?
Warum haben wir dazu etwas zu sagen

Zum Auftakt eine Hintergrundskizze.
Bitte um Feedback!

Wir sind Kinder des Kalten Krieges, in einer Fülle massiver Veränderungen Europas älter geworden.

+) Was will dieses von der EU geprägte Europa mit all seinen historischen Bürden in naher Zukunft sein?
+) Diese Frage haben nicht nur „Zentrums-Einrichtungen“ zu bearbeiten.

Der regionale Arbeitsbezug:
+) „kunst ost“ ist ein EU LEADER-Kulturprojekt.
+) Wir arbeiten auch hier in der Region daran mit, was heute mit Europa und EU gemeint sein kann.
+) Das 20. Jahrhundert kann nicht verstanden werden, ohne den „Großen Krieg“ und seine Implikationen wenigstens kursorisch zu begreifen.

Im Jahr 2014 jähren sich zum hundertsten Mal die „Schüsse von Sarajevo“.

Gavro Princip hatte nahe der „Lateiner-Brücke“ Österreichs Thronfolger Franz Ferdinand und seine Ehefrau Sofie Chotek erschossen. Stabs-Chef Conrad von Hötzendorf war das ein willkommener Vorwand, den von ihm schon lange gewünschten Präventivkrieg gegen Serbien zu beginnen.

Daraus wurde weit mehr. Mit dem „Großen Krieg“ veränderte sich Europa gänzlich.

Die Folgen dieses „Ersten Weltkrieges“ legten das Fundament zum „Zweiten Weltkrieg“, nach dem Europa von einem „Eisernen Vorhang“ getrennt war, ein Teil davon dem Nordatlantik-Pakt verschrieben, ein Teil dem Warschauer Pakt.

Dazwischen gab es neutrale Staaten wie Österreich und blockfreie Staaten wie Jugoslawien, das selbst heute noch oft fälschlich als „Ostblock-Staat“ bezeichnet wird.

Als die Berliner Mauer in der Nacht von 9. auf November 1989 fiel, war Europa erneut dabei, sich völlig zu verändern.

Im Jahr 1995 wurde Österreich in die EU aufgenommen.

2009 hatte sich ein weltweites Ensemble von Problemen zu eine „Weltwirtschaftskrise“ verdichtet, die Ende 2010 mit voller Wucht in die Gegebenheiten unserer Region durchschlug, worauf das Land Steiermark und die Kommunen u.a. mit Budgetkürzungen reagierten, die den Kulturbereich regional sehr hart trafen.

Von den „jugoslawischen Kriegen“ der 1990er zu den aktuellen Krisensituationen ist die Europäische Union damit befaßt, ihre Rolle in Europa und in der Welt neu zu klären und zu ordnen.

Wir sollten in der Lage sein, gerade als regionale Kulturinitiative zu zeigen, daß wir mit einem „europäischen Horizont“ arbeiten und aus der Kenntnis historischer Zusammenhänge heraus sehr genau wissen, warum und wie unser kulturelles Engagement über den Tellerrand der Region hinaus angelegt ist und Wirkung zeigt.

Unserem zentralen Auftrag entsprechend sollte das die Rolle Kunst- und Kulturschaffender sehr konkret behandeln. Und das vorzugsweise in einer Dialogsituation „Österreich/Serbieng als dem primären Setting für die erste Phase. (Kann später je nach Projektentwicklung auch in andere Länder verzweigt werden.)

Das hat symbolischen und praktischen Wert.

Der geschichtlich „erste Kriegsgegner Österreichs“ in diesem Zeitfenster ist für die Gründungslegenden aller betroffenen Staaten instrumentalisiert worden. Es erscheint mir sinnvoll, wenn wir in unserem „Generationsspektrum“, den Jahrgängen der 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahre beidseitig erörtern, was uns diese Bilder sind.

Praktisch betrachtet haben Kunst- und Kulturschaffende Serbiens als Teil einer Postkriegsgesellschaft Krisenerfahrungen gemacht und daraus Kompetenzen abgeleitet, über die wir uns verständigen sollten. Das hat kulturpolitische Zusammenhänge, die mich sehr interessieren.

Letztlich erscheint mir längerfristiger Dialog und ebensolche Zusammenarbeit zwischen Leuten aus einem EU-Land und jenen aus einem Nicht-EU-Land sehr fruchtbar, um Erfahrungen zu machen, worauf in solchen Begegnungen zu achten sei.

+) Download als PDF-Dokument, 62 Kb: [link]

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