log #390: kunst ostWirtschaft, Kunst &
Wissenschaft
Für uns ist ja eigentlich die Kunst der Angelpunkt; aber nicht jener der Welt, sondern
der unseres Tuns. Die Praxis zeigt überdies, daß die Wirtschaft keineswegs simpel als
Geldquelle zur Verfügung steht, sondern sich offenbar vor allem dort mit uns trifft, wo
uns das Leben in der Region und das soziokulturelle Klima ein Anliegen sind.
Mit der Wissenschaft verständigen wir uns laufend, weil das auch Wissensarbeit und
Wahrnehmungspraxis ist, aber mit anderen Aufgabenstellungen und anderen Werkzeugen,
Strategien als die Kunst. Also haben wir mit Wirtschaft und Wissenschaft nicht primär
Fragen der Kunst zu verhandeln, sondern uns über gemeinsame Interessen und
Aufgabenstellungen zu verständigen. Die müssen aber jeweils erst gefunden und geklärt
werden.
Von links: Karl Bauer, Michaela
Knittelfelder-Lang, Christian Strassegger
und Martin Krusche
Es sind nach den bisherigen Projekt-Jahren
zwei große Themenstellungen evident. Die eine war es von Anfang an, die andere hat sich
herauskristallisiert. Ich meine Gegenwartskunst und Mobilitätsgeschichte.
Nun ist es aber nicht so, daß eine Themenstellung die andere zu illustrieren"
habe, sondern das sind zwei Aufgabenbereiche, denen wir auf sehr verschiedene Arten
nachgehen.
Diese zwei Themenkomplexe, die Gegenwartskunst und die Mobilitätsgeschichte, haben noch
einen weiteren Arbeitszusammenhang. Es gilt grundlegende zu klären und praktisch
auszuloten, wie sich im regionalen Leben und Geschehen die Kunst, die Wirtschaft und die
Wissenschaft zu einander verhalten sollen, worin allenfalls ein wechselseitiger Nutzen aus
Kooperationen besteht.
Diese Anforderungen, solche Querverbindungen zu beleben, ergeben sich auch aus der
regionalen Arbeitspraxis und Budgetsituation. Keine Kommune und kein Betrieb wird
gewöhnlich Mittel aufbringen, um der Kunst Grundlagenarbeit" zu finanzieren.
Die Gemeinden wollen einen konkret beschreibbaren Nutzen für ihre Bürgerinnen und
Bürger, in den Betrieben fragen Zuständige natürlich recht bald: Was bringt
es letztlich unseren Kunden?"
Das Leben in dieser Region ist sehr wesentlich
von wirtschaftlichen Gegebenheiten geprägt, die derzeit als untypisch gelten. Im Bezirk
herrscht nach wie vor Vollbeschäftigung und Fachkräftemangel, was ihm in der Steiermark
eine exponierte Position gibt.
Elisabeth Ruhsmann
Elisabeth Ruhsmann, beim Landring Weiz
für Human Ressources" zuständig, drückte es so aus: Wir stellen dann
ein, wenn wir gute Leute kriegen können." Über einen gesicherten Grundbestand
hinaus variiert das also, kann auch bedeuten, daß gute Leute gewissermaßen auf Vorrat
eingestellt werden, wenn einem qualifizierte Personen ins Haus schneien. Siehe dazu:
Ich mag kein Geschwafel" [link]
Das Hauptkriterium dieser Vorgängen lautet: QUALIFIKATION. Nebenbei bemerkt: Ein
Kriterium, das im Kulturbereich nicht gar so gerne zur Debatte gestellt wird.
Wo immer wir in konkreten Gesprächen mit Wirtschaftstreibenden genauer nachfragen
konnten, haben wir bisher noch Überraschungen erlebt, was Denkweisen und was bestimmte
Aspekte des regionalen Geschehens angeht, aber auch was Kompetenzlagen in diesen und jenen
Bereichen angeht.
Unsere regionale Gesprächs-Expedition" ist den auffindbaren Erfahrungen
gewidmet, keinen bestimmten Ergebnissen, denn die zeigen sich ja erst durch unsere
Fahrten. Jede der bisherigen Stationen war im Grunde ein Beleg dafür, wie wenig
herkömmliche Public Relations-Arbeit, die uns in die Briefkästen flattert, uns
tatsächlich zeigt, was die Region sei und wie ihre Menschen orientiert sind.
Daraus schließe ich, daß im kulturellen Kontext ein Bereich alle anderen an Bedeutung
überragt: Kommunikationsprozesse in realer sozialer Begegnung. Mit der Betonung der
realen Begegnung möchte ich herausstreichen: Jede mediengestützte Kommunikation dürfte
dem nachgeordnet sein und verfehlt mutmaßlich ihr Ziele, wenn zugleich auf Kommunikation
in realer Begegnung verzichtet wird.
[kunst ost]
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