log #367: kunst ost Wenn es losgehen soll, müssen wir wissen,
wohin es gehen soll. Das Leben ist zwar nicht planbar wie eine Expedition, aber Politik
und Verwaltung einer Region müssen für die Weichenstellungen zu neuen Entwicklungen
natürlich Orientierungen gewinnen und Ziele nennen können.
Das geschieht zeitgemäß um eine Option erweitert: Die
Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern gilt als erwünscht. Doch wie solche Schritte
praktizieren, wo es damit an konkreten Erfahrungen meist noch fehlt?
Dem ist offenkundig das Projekt "iEnergie
Weiz-Gleisdorf" gewidmet. Es geht von einer LEADER-Region aus, der "Energie-Region
Weiz-Gleisdorf". Auf dem Foto von links: Wissenschafterin Ulli Vilsmaier,
Projektleiter Matthias Schaffer, Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark und
Wissenschafter Michael Narodoslawsky. Sie und noch einige andere Personen haben nun einmal
den Auftakt des Projektes in der Region vorgestellt.
Hier drei Künstlerinnen auf dem Set, von links: Irmgard
Hierzer, Michaela Knittelfelder- Lang und Herta Tinchon. Es waren nach der Einführung
fünf Szenarien vorbereitet, keine Prognosen, wie es sein werde, sondern Denkmodelle, wie
es sein könnte. Das Publikum wurde gebeten, sich mit den Szenarien vertraut zu machen und
jeweils einem davon den Vorzug zu geben.
Ich teilte mit Tinchon das Interesse an einem
eher pessimistischen Szenario. Doch wir revidierten in der Debatte unsere Ansichten und
fanden uns mit anderen schließlich beim optimistischsten Szenario ein, das den Titel "Die
Region blüht" trägt. Die dabei
aufgelisteten "Herausforderungen" machen deutlich, daß Fachkräfte im
Vorlauf dieses Prozesses zwar anstehende Paradigmawechsel in der Liste implizit sichtbar
machen, aber keinerlei Vorstellung eingebracht haben, daß zu deren Bewältigung
soziokulturelle Agenda anliegen, also Kulturschaffende eine Rolle spielen dürften.
Das spiegelt natürlich auch Versäumnisse der
Kulturschaffenden selbst wieder, deren Relevanz in öffentlicher Wahrnehmung vor allem von
sporadischen Auftritten und Ausstellungen angedeutet wird. |
[GROSSE ANSICHT] |
Dieser übergewichtige Fokus
auf Kunstpräsentation deutet selbstverständlich keine Kompetenz in Fragen der
Regionalentwicklung und Regionalpolitik an. So gesehen scheint es plausibel, daß Kunst-
und Kulturschaffende hier thematisch vorerst nicht auftauchen. Die genannten Punkte:
Bleibt zum Beispiel die Frage: Durch welche Vorhaben,
Veranstaltungen Ereignisse sollen nun die Debatten über die fünf Szenarien weiter
geführt werden? Wer begleitet dieses Prozesse an der Basis? Auf welche Arten wird
Feedback dazu eingesammelt und ausgewertet? Wie gelanden die Auswertungen solcher Schritte
zurück an die Basis?
Von selbst und bloß durch die Präsentation dieser
Dokumente wird da ja im Bereich der Bürgerinnen und Bürger kaum eine Reihe von Prozessen
in Gang kommen, die es ohne professionelle Begleitung zu einiger Dauer bringen.
Als Kunst- und Kulturschaffende befassen wir uns natürlich
auch mit Fragen der Bedingungen unserer künstlerischen Praxis, ergo mit dem Leben in der
Region. Welche Fragen erscheinen vorrangig? Welche Themen drängen sich auf? Was ist damit
zu tun?
Bei "kunst ost" neigen einige Leute zu
Konsens, daß wir in unserer kulturellen Praxis einiges davon einlösen können. Das
bedeutet ja auch, nicht bloß von den Kommunen Antworten und Lösungen zu erwarten,
sondern selbst Verantwortung zu übernehmen.
Auf dem Foto von links: Die Künstlerinnen Herta Tinchon,
Irmgard Hierzer und Michaela Knittelfelder-Lang, Tierarzt Karl Bauer, maßgeblich für
unseren Schwerpunkt "Tage der agrarischen Welt" [link] und
Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov.
Das bedeutet, Kunst- und Kulturschaffende sind hier
durchaus gerüstet, in anstehenden Fragen relevante Positionen einzunehmen. Nun wird
herauszufinden sein, welche Rolle das spielen kann und welche Bedingungen wir dafür
vorfinden.
Siehe zum Thema: "...und dann 2050?"
Reflexionen zum Projekt "iEnergie Weiz-Gleisdorf"
[link]
[kunst ost]
core | reset | home
4411 |