log #338: kunst ost>>Mit einem Anteil von nur 1,5% aus dem
Landesbudget zeichnet sich die Steiermark schon bisher als Schlusslicht in Österreich
aus. Dieser Rang wird durch die angekündigten Budgetkürzungen mit Leichtigkeit zu
verteidigen sein.<<
So der Auftakt eine Statements der
IG Kultur Steiermark: [link] Diese landesweite Geringschätzung, wie sie sich in solcher
Budgetlage ausdrückt, wird natürlich nicht von heute auf morgen verschwinden.
Im Notfall würde ich eine
gut gedeckte Tafel eindeutig vorziehen!
Es hat mir zu dieser Jahreswende
gefallen, in unserem Team die Haltung zu stärken: "Wir sind härter als diese
Krise." Das ist zwar eine etwas ruppige Attitüde, aber unser Projekt wäre
sonst einfach weggeschwommen. Mit dem aktuellen "Basis-Team" hat sich das
verhindern lassen, diese Orientierung hat sich also bewährt.
Aber zugegeben, ich bin zur Zeit
eigentlich zermürbt und völlig übermüdet, weil zur normal anfallenden Arbeit praktisch
gut noch einmal so viel an Arbeitspensum gekommen ist, um die Krisenauswirkungen zu
kompensieren.
Solche Durchgänge sind bloß für
begrenzte Zeit zu schaffen, weil das sonst praktisch ganz schnell zerstörerisch wird. Es
wäre außerdem ein Fiasko, würden verfügbare Kräfte nun in wachsendem Ausmaß zum
bloßen "Systemerhalt" benötigt, weil dann das, was mit diesem System
eigentlich durchgeführt werden soll, diese Kulturarbeit, hinfällig wäre. Die braucht
nämlich ihrerseits Konzentration und reichlich Arbeitszeit.
Ich hoffe also, diese Situation
läßt sich nun langsam ausbalancieren. Sonst wird es bald den ersten Leuten die
Sicherungen schmeißen und es würde vieles verschütt gehen, was bisher schon erarbeitet
wurde. Drücken wir einander also die Daumen!
Von der Landesebene kam eben ein
interessantes Signal. Ein oststeirisches Festspielprojekt rund um die Operette "Frau Luna" wurde
vom steirischen "Förderbeirat"
nicht zur Förderung empfohlen. Redakteurin Ulla Patz hat beim Vorsitzenden Heimo Steps
nachgefragt: [link] Da heißt es etwa:
>>Hauptsächlich, so sagt er, werde aktuelle
gegenwärtige Kunst gefördert. Soll heißen, aktuelle Kulturschaffende und ihre Projekte
sind nach dem seit 2005 geltenden Kulturförderungsgesetz besonders
förderungswürdig.<<
Was das eigentlich meint? Gegenwartskunst? Steps macht auch
einige konkrete Beispiele aus der Region namhaft:
>>Als Beispiele dafür nennt Steps etwa die Kulturinitiative
K.U.L.M in Pischelsdorf rund um Richard Frankenberger, die PfingstArt in Weiz oder die
Aktivitäten von "kunst.ost" rund um Martin Krusche.<<
Das meint -- neben mir -- also Leute
wie Richard Frankenberger und Walter Kratner, die jeweils sehr klare Vorstellungen haben,
was mit GEGENWARTSKUNST gemeint sei und was in einer seriösen Erörterung keinesfalls
diesem Genre zugeordnet werden könne.
Die Beiratsentscheidung ist folglich
auch kein Statement GEGEN stärker publikums- und quotenorientierte Kulturformate, sondern
ein Statement FÜR dieses sprödere Feld GEGENWARTSKUNST, das jenseits des Landeszentrums
Graz noch recht wenig breite Akzeptanz hat.
Her die Kohle und hoch die
Tassen? Nicht in unserem Metier!
Für die Gegenwartskunst läßt sich nun mit zäher Überzeugungsarbeit
und Kontinuität Boden gewinnen.
Ich darf das auch als eine kultur-
und bildungspolitische Stellungnahme der Landespolitik deuten, wenn diese darauf
verzichtet, dem Kunstfeld Tourismus-Agenda und Modi der Publikums-Maximierung
aufzubürden. Hier zählen eben andere Werte, über die in so manchem Tourismus-
und sonstigem -management noch nicht sehr bescheid gewußt wird.
Wer sich regional im Operettenfach
profilieren möchte, muß sich natürlich gegen all jene durchsetzen, die landesweit im
Klassikbereich aktiv sind und Ansprüche an das Land stellen. Die Fördermittel sind ja
limitiert. Es heißt hier also NICHT
"Operette versus
Gegenwartskunst",
sondern
"Schlossfestspiele Stadl verus alle anderen steirischen Anbieter
der Klassik und der leichten Muse".
Ich betone das, weil ich die
bevorzugten Polarisierungsmuster in der Region schon kenne. Da dürfen sich aber die
regionalen Verantwortlichen jetzt nicht auf uns Künstler (der Gegenwart) hinausreden,
sondern müssen ihr eigenes kulturpolitisches Standing überprüfen. der Lauf der Dinge
serviert uns rund ums Jahr verblüffende Details.
Kürzlich las ich einigermaßen
erstaunt, daß eine neue regionale Kulturinitiative sich "den Bereichen Jazz
& Klassik, Kleinkunst & Kabarett, Literatur & Theater" [Quelle]
widmet; und zwar in ausdrücklicher Abgrenzung gegenüber "alternativer Kunst",
denn: "Bei alternativer Kunst passiert bei uns mit Richard Frankenberger ohnehin
einiges. Ebenso in der volkstümlichen Szene." [Quelle]
Das ist eine irritierende Begriffsunschärfe,
denn was im "K3" rund um Frankenberger gemacht wird, ist definitiv
GEGENWARTSKUNST, was dagegen "alternative Kunst" sein soll, wird uns so
leicht niemand klar machen können; dieser Begriff ist zumindest keine geläufige
Kategorie.
Was ich damit ausdrücken möchte?
Daß noch viel Arbeit vor uns liegt, um einigermaßen deutlich zu machen,
+) was denn nun Gegenwartskunst sei,
+) wie sich dieses Genre zu anderen Genres (in der Region) verhalten mag und
+) warum das von Landesseite her kulturpolitischen Rückhalt erfährt.
Es steht fest, daß die Gegenwartskunst das Hauptereignis der Gegenwart der
Kunst ist und keine "Alternative" dazu ...
[kunst ost]
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