log #201: next code:
asking Dies ist der erste
steirische NCC-Beitrag im bisherigen Verlauf des gesamten Vorhabens, der im
"Realraum" örtlich jenseits von Graz realisiert wird. Manche Ansichten besagen,
das sei in Fragen der Netzkultur eher nachrangig.
Solche Ansichten erzählen von einer
erstaunlichen Ignoranz gegenüber unserer Leiblichkeit, deren Anwesenheit eben stets
"reale Orte" hat, egal wo wir uns KONGNITIV gerade befinden. |
|
Nach meiner Erfahrungen meiden
außerdem Kulturschaffende in Graz, also im Landeszentrum, eher die Befassung mit einem
Umstand, dem sozial- und mentalitätsgeschichtliche Relevanz zufällt.
Aus: William Gibson
"Neuromancer"
Im Landeszentrum werden ganz
selbstverständlich zahlreiche Vorteile genossen, deren Mangel in der "Provinz"
sich durch eine konsequente Kultur- und Medienpolitik teilweise schon längst hätten
kompensieren lassen.
Aber in der Sache gibt es eben kein
"Wir" der Community. Und sei es bloß, daß in der "Szene" eine
kursorische Kenntnis der markanten Unterschiede bestünde; etwa:
+) Die "Provinz" steht im vielfachen
Kontrast zum Landeszentrum,
+) was sich etwa an konkreten Benachteiligungen darstellen läßt, genauer:
+) Sie hat dem Zentrum gegenüber ein erhebliches Spektrum an Standortnachteilen.
+) Manche dieser Standortnachteile lassen sich durch kluge Medienanwendungen kompensieren,
andere nicht.
+) Das Zentrum hat ungleich mehr Ressourcen zur Verfügung,
+) auch mehr SachpromotorInnen als Anknüpfungspunkte" = mehr sachkundige
Leute, mit denen man sich verständigen kann, um ein relevantes Thema voranzubringen,
+) mehr politisches und journalistisches Augenmerk,
+) komfortablere Wegstrecken und
+) dichteren ÖFFENTLICHEN Verkehr
etc. etc. etc.
Kurz, im Zentrum ist ungleich mehr von allem
verfügbar, um sich zu verständigen, zu treffen, Dinge zu entwickeln, Sach- und
Machtpromotoren zusammenzubringen und Budgets zu lukrieren, schließlich auch zusätzliche
"Legitimation" durch das Augenmerk und die Rezeption seitens der Politik und des
Journalismus zu erlangen, erweitert um entsprechende Publikationen, um all das zu bündeln
und Strukturen zu generieren, die Kunstschaffenden ihre Arbeit und ihr ökonomisches
Überleben zu erleichtern.
Gerade für die kulturell Aktiven der
"Provinz" hat Webstützung sehr dringende Bedeutung und Funktionen.
TELEKOMMUNIKATION und TELEWORKING sind wichtige Optionen, räumliche Distanzen, allerhand
Wegstrecken zu kompensieren, weil wir uns nicht alle Tage über den Weg laufen.
Durch WEBPRÄSENZ und konsequente
Aufbauarbeit, was ein Publikum im Web angeht, können wir das eher mangelhafte Engagement
von Mainstream-Medien ausgleichen.
Mein eigene Erfahrung besagt, daß viele
Neulinge, Rookies aller Art, diese Zugänge und Praxiserfahrungen durch genau jene
kritisierten "Web zwo"-Applikationen gewonnen haben, die momentan in
der "Szene" so sehr kritisiert werden.
Das mindert die Kritikwürdigkeit dieser
Medienbereiche nicht. Es illustriert bloß, wie wenig "die Szene" seit der
"MEKO 99" da Boden gewonnen hat, obwohl wir technisch und auf das Know how
bezogen dafür gerüstet gewesen wären. (Siehe dazu Log #197!)
Hinzu kommt natürlich ein permanenter
"Brain Drain", denn sehr viele inspirierte Leute wandern in die Zentren ab, um
ökonomisch zu überleben und beruflich zu reüssieren.
Die "Freitags-Konferenz" in
Gleisdorf, wie wir sie für den 27. November 2009 vorbereiten, wird sich genau diesen
Zusammenhängen widmen und aus unserer Praxis der letzten Jahre heraus Arbeitsansätze
bündeln, die dem oben beschriebenen Status quo entgegenwirken.
Unser heuriges Gleisdorfer Programm als
dislozierter Beitrag zur in Graz angesetzten NCC09: [link]
[next code: asking] [netART
community convention]
core | reset | home
4409 |