log #125: slow motion

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Keramikerin Christa Ecker-Eckhofen und
Michaela Zingerle von "styrian summer art"

[Vorlauf] Es erweist sich also in der Tat momentan in diesem "LEADER-Kultur-Ding" nicht all zu vieles klar, vorab festgelegt. Das bedeutet aber auch, diese erhebliche OFFENHEIT der ganzen Situation schafft für uns Möglichkeiten, neue Optionen zu erproben, neue Ergebnisse anzustreben.

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Walter Kratner von "Kunst am Weizberg" und
Hubert Brandstätter vom "Atelier KO"

Manche lachen, andere nicht. Wie ist das nun mit der Kunst gemeint? Nicht Kunstproduktion und Kunstvermittlung stehen im Zentrum dieses Teilprojektes im LEADER-Kontext, sondern die SOZIOKULTURELLEN BEDINGUNGEN des Kunstgeschehens sollen bearbeitet werden. Und zwar bezogen auf die vielfältigen, höchst unterschiedlichen Bedingungen in den diversen Regionen, ABSEITS des LANDESZENTRUMS. (Manche sagen noch: "In der Provinz.")

Ich höre öfter Fragen wie: "Können Sie es mir in einigen Sätzen erklären?"

Nein, kann ich nicht. Ich bin ja kein Boulevard-Journalist, ich habe also keine kurze, knappe Geschichte für langjährige und komplexe Ereignisse auf Lager. Denn im Kern geht es um nicht weniger als darum, zur Sache KUNST endlich in der Gegenwart anzukommen.

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Martin Krusche

Ich höre manche beklagen, das sei so abgehoben, so theoretisch, so -- naja, unnötig. Ah ja? Sie beleuchten zuhause also noch mit Petroleumlampen und die Wäsche wird draußen im Bach gewaschen? Aufs Klo gehen sie hinter ihre Hütte? Wohl kaum!

Daß nun Kunstverständnis, Geschmäcker und private Vorlieben beim überwiegenden Großteil meiner Mitmenschen erst im Biedermeier angekommen sind, halte ich für problematisch. Daß ganz kühne Leute es immerhin aus dem 19. Jahrhundert heraus geschafft haben, um mit ihren Präferenzen beim Jugendstil angelangt zu sein, also im ersten Teil des 20. Jahrhunderts, halte ich für problematisch.

Weshalb? Na weil wir inzwischen das 21. Jahrhundert haben.

Das hat nämlich auch Konsequenzen in einer ganzen Reihe anderer gesellschaftlicher Bereiche und sozialer Zonen: Antiquiert zu sein. Aber ich habe keine Ambition, jemanden zu "bekehren". Ich sehe auch: Allerhand Erwachsene schaffen ja immerhin trotzdem, was jede dreijährige Rotznase in der Sandkiste drauf hat: Neugierig und verspielt sein, voller Tatendrang, nichts fü selbstverständlich zu halten und in Bewegung zu bleiben. Also: An der Zukunft lebhaftes Intreresse haben und darauf aktiv zugehen.

Genau diese Eigenschaften würde ich ganz generell als SOZIALE QUALITÄTEN betonen, die wir in JEDEM Lebensbereich brauchen können. Und genau auf dem KUNSTFELD gibt es reichlich Anlaß, gute Gründe, solche Neigungen in Gang zu halten, vielfältig zu üben.

Das ist die "soziokulturelle Seite" der Kunst, ganz unabhängig von jenen Aspekten, welche der Autonomie der Kunst gewidmet sind.

Voilá! All das sagen ich gerne jenen, die mir aufdrängen, daß "Die Kunst" was eher Nebensächliches sei, eben "abgehoben" oder eh bloß ein "Dekorationsgeschäft", letztlich eine "Causa za wos brauch ma des".

"Werch ein Illtum", wie Jandl zu dichten beliebte. Das Kunstfeld als ein Gravitationsfeld soziokultureller Kräftespiele ... So schauts aus! Und ich kann es bei Bedarf auch gerne näher erklären. Aber sicher nicht "in ein paar Sätzen". Keine Zeit? Okay. Dann laß ma es. Alles eine Frage der Prioritäten.

Ich denke, es war Turrini, der ungefähr festgestellt hat, die Kunst dürfe alles dürfen, aber sie müsse nichts müssen. Das ist in der Tat für Fortgeschrittene. Und ich garantiere hier, das meint keinesfalls, alles sei wurscht. (Es meint auch nicht "Money for nothing and chicks for free".) Ich rede hier schon die ganze Zeit von einer Profession und von einem Berufsfeld, also von Räumen beruflicher Tätigkeit: Kunstschaffen.

Aber WAS genau das meint, will immer wieder neu verhandelt werden, denn es gibt definitiv KEINEN Kunstbegriff, der quer durch mehrere Jahrhunderte anwendbar wäre, nicht einmal quer durch mehrere Jahrzehnte. Wer etwas anderes behauptet, gerät leicht in den Verdacht, ein Schwindler zu sein.

[slow motion]


coreresethome
15•09