Log #82[Vorlauf] Dort kam ich, nachdem der offizielle Teil
gelaufen war, nachdem sich allerhand Publikum zurechtgerückt und die Tableaus mit den
Brötchen abgeräumt hatte, mit Max Aufischer (Cultural City Network) ins Gespräch.
Wir teilen ja die Einschätzung, daß Kunstschaffende in den letzten Jahren zu vieles
preisgegeben haben, weil zu viele es meiden, laufende Diskurse mitzutragen. Statt dessen
macht sich todlangweilige Höflichkeit breit, in der das Beschauliche gehätschelt wird,
wie es nur den Günstlingen in sehr wohlhabenden Ländern offen steht. (Siehe dazu auch
meine Notizen im Logbuch, Eintrag #1152!)
Wir haben über ein Motiv Konsens gefunden: "Der Künstler als
Sofa?"
Plüschige Bequemlichkeit, für die Schaufenster zurechtgebürstet, für die
Wurfsendungen mit bunten Prospekten angemessen ausgeleuchtet ... das ist eine zu glatte
Sache. Darüber wird noch zu reden sein ... demnächst in Gleisdorf.
Manches, was hier vielleicht etwas kryptisch anklingt, hat auch hier in der
Oststeiermark seine Bezugssysteme. Etwa in den Plenartreffen von "kunst O.ST", wobei sich
gelegentlich auch eine kleine Kontroverse entzündet. Dabei will, aufgespannt zwischen
höchst unterschiedlichen Positionen, laufend geklärt sein, wovon ein "gemeinsamer
Nenner" handeln kann.
Hier eine Szene von diesem "kunst O.ST"-Plenartreffen: Die Kunsthistorikerin
Sigrid Meister zwischen den Künstlerinnen Angelika Haas (links) und Gabi Troester. Nackte
Füße, leichtes Schuhwerk, kühle Getränke ... und eine Reihe offener Fragen.
Inzwischen wurde offenbar innerhalb dieses Plenums Neuland gewonnen. Bisher fand Unmut
meist nur als Getuschel Ausdruck; oder jemand ergänzte das Getuschel, in dem er
mitteilte, daß es Unmut und Getuschel gebe, ohne darzulegen, was eigentlich anliegen
würde.
Aktuell, und das ist ebenso erfreulich wie respektabel, raffen manche Menschen sich
dazu auf, ihre Ansichten auszusprechen, zu vertreten, egal ob es dadurch dann eventuell zu
einer "Situation" kommt.
Wer hätte gedacht, daß man sowas gerade auf dem Kunstfeld betonen müßte? Es ist
mehr als erstaunlich, daß gerade in diesem Milieu die Streitbarkeit und das Zeug
Kontroversen voranzubringen etwas verloren scheint. Zugunsten gesitteter Schweigsamkeit
und einer Lächelkultur, der ich nicht gar so viel abgewinnen kann.
Cut!
Dieses Motiv gehört zu einer kleinen Bildfolge mit dem Titel "Autopoiese".
Ein Verweis auf die Installation "gläserne sätze", die ich -- einem Gedicht
folgend -- in Weiz einrichten werde: [link]
Diese Installation ist auf das Lager
Jasenovac bezogen, also auf ein Stück Historie der Gewalttätigkeit. Die Arbeit wird
als Teil einer Schau gezeigt, die Kunst-Promotorin Nina Strassegger-Tipl in Weiz
realisiert. Die Ausstellung "pur"
wird in den nun fast leeren Hallen der vormaligen Druckerei Klampfer realisiert.
Der Part "gläserne sätze" ist übrigens eine Verzweigung aus der
Ausstellung "Augenhöhe: Blicke Worte" [link], mit der wir den
Gleisdorfer Part der "regionale 08" eröffnen.
Dazu wird der in Salzburg wirkende Kulturwissenschafter Günther Marchner (helix) für einen Abend nach
Gleisdorf kommen, um sich diesen Auftakt anzusehen. |
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Ein Garant dafür, daß es im Laufe des restlichen Jahres noch einige
markante Inputs für die Reflexionsarbeit geben wird.
Eine andere Art von Reflexionsarbeit ist für unsere Station in Bukarest zu leisten.
Hier die Initiatorin Linda
Maria Schwarz (links) mit Angelika Thon. Was nun unter dem Titel
"Micronarratives" zu bearbeiten ist, wird, wenn alles gut geht, in einem der
größten Gebäude der Welt gezeigt werden: [link]
Kontraste, die etwas sichtbar machen könnte.