Log #51
Wir haben bei den einzelnen Stationen von "next code: love" keineswegs über
Publikumsmangel zu klagen gehabt. (Hier eine ÜBERSICHT der Teilveranstaltungen.) Nun ist uns auch der Auftakt von
"kunst O.ST"-Aktivitäten mit regem Interesse und vollem Haus quittiert worden.
(Siehe dazu die "next code: flow"-Dokumentation!)
Es scheint die Einlassung zu lohnen, wenn sehr verschiedene Leute mit ganz
unterschiedlichen Zugängen sich gemeinsam einer Themenstellung widmen. Apropos! Der
Iraner Amirali Ghasemi, bei
"next code: flow" mit einer Arbeit vertreten, stellt zur Zeit in der
"Taharan Azad Gallery" (Teheran) aus.
[Full Size]
"Amiralis Hard Disk", Posters, Photos and
Multimedia works of Amirali Ghasemi, Nov 9-14, 2007 (Azad Art Gallery
No 41, Salmas Sq, Golha Sq.) Ich halte gerade das für einen ganz wichtigen Aspekt;
nämlich den regen Kontakt mit Kunstschaffenden aus anderen Kulturen zu pflegen.
Wir haben ja immer die Wahl, ob wir uns vor allem über Trennendes oder vor allem über
Verbindendes sehen und definieren. Unsere vom Nationalismus des 20. Jahrhunderts so stark
geprägte Kultur läßt es ganz selbstverständlich erscheinen, daß man sich über
Trennendes darstellen müsse. Was für ein Unfug! Gerade das Kunstfeld macht andere
Optionen plausibel.
Cut!
Ein weiterer Rückblick legt sich nahe. Wir hatten die erste Gelegenheit für Milan
Bosnic und Milica Milicevic geschaffen, ihre Arbeit "We live in a beautiful wourld"
öffentlich zu zeigen. Dieses Thema ist im südslawischen Raum davor, weil "zu
heikel", nicht angenommen worden. Bei unserer Station "nobody want's to be nobody"
sind Arbeiten aus diesem Zyklus zu sehen gewesen.
[Full Size]
Nun konnte das Duo die Serie auch in Beograd vorstellen. Die Installation erhielt den
Titel "Oblivion Statistics" ("Statistik des Vergessens") und wurde im
Rahmen der "Micro Narratives" beim renommierten Beograder "Oktobersalon" gezeigt.
Cut!
Wir werden übrigens im Herbst 2008 eine Spange zwischen Beograd und Gleisdorf
einrichten; man könnte sagen: "Oktobersalon" trifft "steirischen
herbst". Das bauen wir allerdings über einen "Vorboten" auf. Kuratorin Mirjana Selakov war eben in
Beograd und hat dort vereinbart, daß es zur kommenden Jahresmitte eine adaptierte Version
von "next code: love" beim "BELEF", dem
Beograder Sommerfestival, geben wird.
Das ist nicht die einzige Arbeitsverbindung nach Südosteuropa. Auf Einladung der
slowenischen Kuratorin Monika
Ivancic Fajfar verzweigt sich "next code" auch zu drei Orten unserer
Nachbarn: Kanal ob Soci, Bovec und Gorizia/Italy. In "next code: war" geht es ebenfalls um das Vergessen ... und seine
möglichen Gegenpositionen.
Cut!
Ich hab im vorigen Eintrag schon
erwähnt, daß das Engagement von Musikschule und Gymnasium Gleisdorfs in Kooperation ein
beeindruckendes Programm hervorgebracht hat, mit dem die Jugendlichen das Thema
"Liebe" durchgenommen haben. [Dokumentation]
Kulturbüro-Leiter Winfried Kuckenberger wird ein Arbeitstreffen vorbereiten, bei dem
wir mit Lehrerinnen und Lehrern der Stadt besprechen möchten, welche Optionen für sie
interessant sind und welche Rahmenbedingungen sie allenfalls brauchen, damit solche
Vorhaben rund um künstlerische Projekte mehr Gewicht erhalten können.
Ich meine, man kann den Wert von derlei Engagement gar nicht hoch genug einschätzen;
daß hier nämlich konsequent mit jungen Menschen in Theorie und Praxis am Thema Kunst
gearbeitet wird. Weite Bevölkerungskreise sind in ihren Vorlieben noch nicht einmal recht
im 20. Jahrhundert angekommen, vom 21., unserer Gegenwart, ganz zu schweigen.
Nikolaus Schweighofer und
Peter Gerstmann vom BG/BRG Gleisdorf
Wenn uns via "kunst
O.ST" also daran liegt, den Stellenwert der Gegenwartskunst in der Region zu
erhöhen, sollten wir auch für Fragen offen sein, ob und wie wir Lehrerinnen und Lehrern
dabei entgegen kommen können.
Cut!
Ich bin NICHT der Meinung, daß es zu den Aufgaben von Kunstschaffenden gehört,
Tourismus-Agenda zu bearbeiten oder sich als "Dekoration" für Event-Kulturen
verfügbar zu machen.
Ich denke aber gerne darüber nach, wovon ganz konkret und im Detail ein
Leistungsaustausch handelt, wenn man Geschäftsleute dazu bringt, Kunstveranstaltungen zu
unterstützen. Was Kunstschaffende und Geschäftsleute auf jeden Fall teilen, ist das
Bedürfnis nach SICHTBARKEIT.
Ein Beitrag dazu ist etwa in der Dokumentation von Kunstvorhaben eine angemessene
Darstellung der "Locations". Siehe dazu anläßlich "nex code: love": Die Strecke durch die Stadt.
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