next code: flow / page #3 Es gibt Wege im Zen-Buddhismus, an denen man sehr leicht begreifen
kann: Die jahre-, nein: jahrzehntelange, konzentrierte Praxis führt einen an
Grundbedingungen heran, aus denen Besonderes entstehen kann; nicht MUSS, aber kann.
Grundbedingungen? Ein "Es", ein bestimmte Instanz
in einem, die das Herausragende nicht garantiert, aber möglich macht. Eugen Herrigel
läßt darüber in seinem Buch "Zen in der Kunst des Bogenschießens" darüber
folgendes wissen:
Ich habe dieser Tage mit dem Pfeifenmacher Peter Matzhold geplaudert, der
aus dem schwierigen Bruyère-Holz Stücke arbeitet, bei denen Formgebung und
Makellosigkeit zur Debatte stehen.
Matzhold, hier mir der bildenden Künstlerin Renate
Krammer, pflegt ganz offensichtlich Verfahrensweisen, die auf solche Art Übung,
Erfahrung, Materialkenntnis, Kontemplatives und ästhetische Aspekte verknüpfen. (Einmal
mehr zur Erinnerung: Ästhetik ist nicht primäre eine "Lehre vom Schönen"
sondern von der menschlichen Wahrnehmung.)
Ein anderes Beispiel wäre der Mechaniker Alois Adler, hier
links, neben dem Weltreisenden Gunther W. Holtorf. Adler hat sich über Jahrzehnte vor allem mit einem
speziellen Automobil vertraut gemacht, dem Puch G. Wenn man dem Mann bei der Arbeit
zusieht, ahnt man, wie Hephaistos der Schmied über seiner Esse zugange gewesen sein mag.
Ich sehe mir zur Zeit also auch einige Bereiche sehr
intensiv an, in denen man sich ausdrücklich NICHT der oder einer Kunst zuschreibt, obwohl
"Kunstfertigkeit" eine erhebliche Rolle spielt. Ein paar Notizen dazu in meinem
Logbuch:
+) 7.September 2007
+) 5.September
2007
+) 3.September
2007
+) 13. August
2007
Im Zusammenhang dieses Schauens ist mir der Psychologe
Mihály Csikszentmihályi mit seiner Theorie über "Flow"
aufgefallen. Ein sehr anregender Ansatz, über solche Zusammenhänge nachzudenken. Vor
allem bei meinem Faible für prozeßhaftes Arbeiten.
Der Künstler Walter Kratner hat auf diesen Themenansatz
umgehend reagiert, mit ihm und der Kuratorin Mirjana Selakov findet nun die Themenlinie
"next code" ihre abschließende Station im Jahr 2007. Kratner schrieb eben:
>>zu Weizberg: Stelle bis Anfang nächster Woche
meine Werkgruppe für die Ausstellung (zumindest als Skizzen) zusammen, dann können
wir schon weiter übers Ausstellungsdispostiv weiterreden. Termin ist mit 9.November am
Weizberg fixiert.<<
Kratner, hier links, neben dem Philosophen Erwin Fiala, war
Teil eines Arbeitskreises, in dem ein künstlerisch-kulturelles Vorhaben für die Region
erarbeitet wurde. Wir kamen mit unserem Konzept für eine "Regionale" zwar im
Wettbewerb der Einreichungen nicht zum Zug, aber es war viel inhaltliche Arbeit geleistet,
auf die wir uns hier durchaus beziehen möchten.
Dabei spielt auch die Intention eine Rolle, Kunst- und
Kulturschaffende der Region zu etwas mehr Verständigung untereinander zu bewegen. Mit dem
vordergründigen Wunsch, es möge daraus das geistige Klima in dieser Region Impulse
beziehen; doch inzwischen ist dies, das Teilprojekt "next code: flow", auch
gleichzeitig der faktische Auftakt eines "Dreischrittes", der sich 2008 in einer
großen, gemeinsamen Veranstaltung einlösen soll.
Dazu gab es bisher eine Reihe von Arbeitstreffen, die
fortgeführt werden. (Siehe dazu: "Kunst, Kultur
und Kooperation"!) Man könnte diese Station wie einen kleinen Trabanten
begreifen, den ein Raumschiff einmal umkreist, damit es aus dieser Umkreisung Schwung
bezieht, die nächste Station zu erreichen.
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