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Die Praxis der Zuversicht
(Soziales Engagement im Kosovo)

„Wie das weitergeht, ist mir selbst ein Rätsel“. Die Ordensfrau leistet sich keinen übertriebenen Optimismus, obwohl ihre Zuversicht kraftvoll zu sein scheint. Es war der Besuch einer imponierenden Frau, die im Gleisdorfer Rathaus von ihrem sozialen Engagement im Kosovo erzählte. Das ist neuerdings die staatlich eigenständige „Republika e Kosoves“.

Schwester Johanna wirkt in einem jener Winkel Europas, wo Menschen unter Bedingungen leben, die einen schon beunruhigen, wenn bloß davon erzählt wird. Es ist ein schönes Land und man treffe dort wunderbare Menschen, betont die Nonne. Doch der Sezessionskrieg Jugoslawiens hat die sechs Ethnien des jungen Staates schwer belastet und die Wirtschaft völlig ruiniert.

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Die Völker dieser Region waren außerdem über Jahrhunderte stets Spielball der Eigeninteressen großer europäischer Mächte. Vor diesem Hintergrund organisiert Schwester Johanna in energischer Weise Hilfe zur Selbsthilfe. Dabei müssen den Menschen manches Know how und geeignete Materialien verfügbar gemacht werden. „Es ist lustig, ihnen zu helfen, weil sie wirklich aus allem etwas machen.“

Gegen allfällige Widerstände geht die versierte Frau nach jeder Seite mit großer Hartnäckigkeit und einem gelegentlich fast grimmigen Humor vor. Sie ruft dabei auch höhere Instanzen an, wobei sie augenzwinkernd sagt: „Die himmlische Regie macht alles für mi‘. Ich treffe dann immer die richtigen Leute.“

Es gibt so unendlich viel zu tun. Wo Schulen bestehen, muß oft in drei Schichten unterrichtet werden. Im Winter wird der umfassende Mangel besonders quälend. Was auch Kinder mit Erfrierungen an den Füßen bedeutet, weil gutes Schuhwerk fehlt. Schwab: „Im Kosovo müssen zwanzig Prozent der Menschen mit einem Euro pro Tag auskommen. Die können sich keine Bekleidung kaufen.“ Sie erzählt etwa von einem serbischen Dorf, „da haben sie 96 Prozent Arbeitslose.“ Da hat die Ordensfrau mit Familien zu tun, der gehören sechs Kinder an, im Monat sind gerade einmal 50 Euro verfügbar.

Kontakte knüpfen, Fachwissen heranschaffen, Gelder auftreiben, Austauschreisen organisieren: „Da profitieren auch unsere Kinder, wenn sie einmal dort sind und mit anpacken, Erfahrungen sammeln.“

Barrieren ebnet die Katholikin resolut ein, Berührungsängste kennt sie keine. Mit einem muslimischen Dorfältesten ist sie einig: „Es kann ja nur einen Himmel und einen Gott geben.“ Darum freut sich Schwester auch so auf Weihnachten. „Da feiern wir Christen mit den Moslems zusammen“. Deren Bayram-Fest hat eben stattgefunden, Muslime feiern ja keinen 24. Dezember. Jesus gilt ihnen aber als ein Prophet. „Und nachher haben wir gleich die serbische Weihnacht“, zeitlich etwas später, denn die Orthodoxie lebt nach einem anderen Kalender.

Schwab fühlt sich den Menschen jeder Religionszugehörigkeit verbunden. Das äußert sich auch in Gedanken wie jenen über die Moschee in Prizren: „Da könnte ich lange sitzen und beten, so schön ist es.“ Die vermittelnden Schritte sind in dieser Region von großer Bedeutung, weil noch sehr hohe Schwellen bestehen. Schwab wirbt um Verstädnnis: „Bei uns ist das mit dem Krieg viel länger her und wir haben noch immer Probleme damit.“

Die tiefen Wunden der Völker aus gegenseitigen Untaten während des Krieges lassen eben auch andere Seiten erkennen: „Es ist eigentlich da und dort eine große Sehnsucht, daß es wieder wäre wie vor dieser Zeit, wo man ja einmal friedlich zusammen gelebt hat.“ Dazu muß freilich auch die Wirtschaft in Gang kommen. Was die Nonne mit deutlichen Worten kommentiert: „Die Amerikaner haben dort mit ihren Bomben alle Fabriken kaputt gemacht. Da sollten sie eigentlich verpflichtet werden, die wieder aufzubauen.“


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