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Der Ortsname Rudnik ist zugleich das serbische Wort für Bergwerk. Wir wohnten in einer
kleinen Dependance des Hotels, über dem Ort gelegen. Bosnien ist dort nahe, Srebrenica
steht als Symbol für die Kriegsverbrechen serbischer Armeeverbände, Paramilitärs und
polizeilicher Sondereinheiten.
Daß auf der anderen Seite zum Beispiel Mudjahidin gekämpft und so an der
Zerstörung Jugoslawiens mitgewirkt haben, gehört zu den Kuriositäten jener Tage, die
nicht mehr im allgemeinen Bewußtsein westeuropäischer Zaungäste liegen. Es gab, neben
etlichen "internen Kräften" im Zerfall Jugoslawiens, so unglaublich viele und
vielfältige Einwirkungen von außen, daß ich hier ganz bewußt die Sprachregelung
"Zerstörung Jugoslawiens" übernehme. Ich denke, eine möglichst unabhängige
Geschichtsschreibung wird uns diese Prozesse noch detailliert darlegen müssen:
>>Am Bosnienkrieg waren auch
mindestens 45 paramilitärische Verbände beteiligt. Auf serbischer Seite kämpften die
"Weißen Adler" (Beli Orlovi), Arkans "Tiger", "Serbische
Freiwilligen Garde" (Srpska Dobrovoljacka Garda). Auf bosniakischer Seite kämpfte
die bosniakische "Patriotische Liga" (Patriotska Liga) und "Green
Berets" (Zelene Beretke), sowie die "kroatischen Verteidigungskräfte"
(Hrvatske obrambene snage), sowie zahlreiche Mudschahedin-Einheiten. Diese unterstanden
dem Befehl unabhängiger Führer, wurden jedoch von den Regierungen der jugoslawischen
Nachfolgestaaten unterstützt. ...<< [Quelle]
Die "Moderna Galerija" läßt ganz nebenbei daran denken, welche
kulturelle Qualität eigentlich wäre, was da in den 1990er-Jahren versenkt wurde: Ein
Land, in dem mehrere Sprachen galten und zwei verschiedene Schriftcodes (Latinica und
Cyrilica) üblich waren. Verfolgt man aktuelle Debatten über die Verhältnisse auf dem
"Balkan", scheint es so, als wären wir durchaus bereit, dieses Europa wieder in
ein "lateinisches" und ein "oströmisches" getrennt zu sehen, in
"Abendland" und "Morgenland". das ist natürlich Unfung, denn was
immer Europa heute kulturell ist, hat sich aus einer Gesamtheit bezogen, die nicht von
hermetischen Barrieren handelte.
Sergey Yugov vor dem Haus, in dem die Biennale stattfand, wegen der wir zu dieser Fahrt
aufgebrochen waren.
Von links: Walter Köstenbauer, Mirjana Selakov, Zarko Vuckovic und Gerhard Gross in
den Räumen, wo die Crew von Vuckovic noch mit Aufbauarbeiten befaßt war.
ILA hat in etlichen Alltagssituationen kleine, flüchtige Arbeiten hergestellt, von
denen nur Fotos erhalten sind. Einiges davon wird man als Teil der ersten Gleisdorfer
Session ("augenhöhe") unter
dem Titel "ILA. official bootleg" sehen können.
[>>idem na divan<<]
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