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Kunst als Lebensfundament
(Der Maler Hannes Schwarz)
Von Martin Krusche

Die Lebensgeschichte dieses Mannes repräsentiert auf radikale Art ein ganzes Jahrhundert. Der in Weiz lebende Maler Hannes Schwarz verkörpert seit der Hälfte jenes Jahrhunderts die Vorstellung: Provinz war gestern!

Das 1926 geborene Arbeiterkind aus Anger kennt die „Rauchkuchl“ nicht aus dem Freilichtmuseum, sondern aus seiner eigenen Biografie. Die bescheidenen Verhältnisse seines Aufwachsens mag man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Seine weit reichenden Begabungen brachten ihn nach Graz, wo die Nationalsozialisten geeignete Kinder für eine ihrer „Ordensburgen“ gesucht haben. „Die wollten damals eine ‚Herrenrasse’ züchten“, sagt er darüber verächtlich. Dieses System hatte er von innen kennengelernt, da er als Zwölfjähriger nach Deutschland verfrachtet worden war.

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Schonungslos sich selbst gegenüber, ein stiller Kritiker des
Kunst- und Weltgetriebes: Der Maler Hannes Schwarz.

Als junger Mensch mußte Schwarz schließlich an der Front jenes Grauen erlebt, das den Kern des Nazi-Terror ausgemacht hat. Um von all dem in eine „Normalität“ zurückzukehren, die von Menschenwürde handelt, waren tiefe Zweifel und schwere Ängste zu bewältigen. Dabei half ihm sehr wesentlich die Musik, wie er betont; und sicher auch seine Frau Elfriede, die seit 1945 Teil seines Lebens ist.

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Hannes und Elfriede Schwarz in Stift Admont, wo dem Künstler
die Dauerausstellung „Vergangenheitsbewältigung durch Kunst“ gewidmet ist.

Mußte sich Schwarz nach dem zweiten Weltkrieg bezüglich Menschenbild und Weltsicht zwar völlig neu orientieren, so waren da immer noch seine Begabungen. Zahlreiche Begegnungen in der Welt der Kunst wurden dabei prägend. So etwa mit der Witwe von Franz Marc und mit bedeutenden Werken des Expressionismus, mit Künstlern, Sammlern und Kuratoren. Schwarz nennt ferner den Weizer Kurt Weber als wichtigen Wegweiser. Unter solchen Eindrücken entwickelte sich Schwarz selbst zu einem Maler von internationalem Rang, dem Kunst und Philosophie gewissermaßen unverzichtbare Lebensmittel sind.

Er und der ältere Weber, das bedeutet konkret: Die Gegenwartskunst ist in dieser Region verankert, ist hier zuhause. Kulturelle Kräften, die ein geistiges Leben nähren, wie es sonst meist nur in Landeszentren selbstverständlich ist.


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18•08