Hier sieht man Vito Pace -- fotografierend -- mitten in einer "svenska
landskap", also einer schwedischen Landschaft. Ich bin dem Süditaliener noch nie im
"Realraum" begegnet, doch wir haben nun schon über viele Jahre eine ganze Reihe
von künstlerischen Projekten gemeinsam realisiert.
Eines der fröhlichsten davon war gewiß ein die Welt umspannendes Geburtstagsfest zu
Ehren von Jasper Johns. (Ja, Fröhlichkeit ist zwar keineswegs eine Bedingung, aber eine
höchst legitime Option in der Kunst.) Siehe "Happy Birthday, Mister
Johns!"
Ich bin ganz sicher, daß wir solche Simultangeschichten wieder machen müssen. Wie
eben diese, bei Torte, Strudel und Kaffee ... "HAPPY BIRTHDAY MISTER JOHNS!
will be contemporaneously sited in: Torino, Milano, Gleisdorf, Perugia, Stuttgart,
Livorno, LAquila, Pforzheim, New York, Madison, Firenze, San Francisco, Roma,
Glasgow".
Das Teilprojekt "next code: crossing" soll eine Trilogie abrunden, die 2007
mit "next code: love"
ihren Auftakt hatte. Dabei war es mir unter anderem wichtig, symbolisch ganz Europa zu
durchmessen. Wie damals, in der Vorgeschichte des Projektes, eine symbolische Verbindung
zwischen Finnland und Istanbul entstand (Siehe dazu das damalige Mission Statement!), ist nun
durch den Beitrag von Vito ein Akzent in Schweden gesetzt. (Der Akzent in Istanbul liegt
heuer noch vor uns.)
Mit dem "Einraum"
hat Gleisdorf eine Galerie, die für diese aktuelle Installation wie bestellt ist. Damit
konnte nun der erste formelle Schritt von "next code: crossing" in der
Öffentlichkeit realisiert werden.
Maler Reinhard Damm, dessen Ausstellung eben noch dort gezeigt wurde, übergab mir am
Vorabend den Schlüssel und schaffte einige Löcher in der Wand aus der Welt.
Gastgeberin Barbara Lukas überprüfte das Pianino auf Harmoniefestigkeit und den
Kühlschrank auf seinen Inhalt, wovon wir anderntags noch profitiert haben.
Bei hellem Tageslicht ermöglichen die Reflexionen in den großen Fenstern eine kleine
Ringstraßen-Simulation, was einen lustigen Querverweis zu den Motiven bürgerlicher
Kunstbeflissenheit erlaubt. Dabei sind das ja keine Witze. Denn es ist vor allem ein
situiertes und interessiertes Bürgertum, das der Gegenwartskunst seit so langer Zeit die
Bühnen baut und verstärkt.
Der oft gehörte und geharnischte Verweis auf den "Kulturauftrag des Staates"
ist inzwischen zur lapidaren Schlampigkeit verkommen, weil er offen und unklar läßt, WER
auf diesen Verweis hin HANDELN soll..
Jenseits des Landeszentrums hat es keineswegs eine "kulturelle
Selbstermächtigung" des Proletariats gegeben, woraus messerscharf folgt, daß die
hauptsächlichen Gegenüber für eine Auseinandersetzung über Kunst und eine Beförderung
von Kunst gebildete Menschen mit einem bürgerlichen Selbstverständnis sind.
Ein Umstand, der vor allem unter Kunstschaffenden öfter zu amüsanten Konfusionen
führt. Zumal sich ja auch feststellen läßt, daß Kunstschaffende selbst meist am
wenigsten dafür zu gewinnen sind, Strukturarbeit zu leisten, durch die Gegenwartskunst in
den Regionen ein höheres Gewicht erhalten könnte. Insofern ist es also folgerichtig und
plausibel, daß ich bei meinen Debatten um das konkrete Tun, um das konkrete "Der
Kunst Raum verschaffen" eben hauptsächlich mit Geschäftsleuten zu schaffen habe.