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Die Strecke und der Korridor, das Dazwischen und das Mehrfache
(Zum Kontext "Leben/Kunst/Geschwindigkeit")
Martin Krusche

Sieht man vom Landeszentrum her auf die drei Orte, ist Gleisdorf durch die Autobahnanbindung zu jenem Punkt geworden, den man am schnellsten erreichen, bzw. hinter sich lassen kann. Ein Ableiten des Vorranges Gleisdorfs (gegenüber den anderen Orten seiner Umgebung) aufgrund der Verkehrslage wäre irreführend und falsch. Erst wenn man die Orte „zusammendenkt“, ergibt sich ein kulturelles und kulturpolitisches Potential, das man in ein innovatives Vorhaben übersetzen kann. (Das „Dazwischen“ dazugerechnet.)

Was scheint auffallend, wenn man von Weiz aus und wenn man von Pischelsdorf aus nach Gleisdorf fährt? Von Weiz aus findet man einen KORRIDOR, von Pischelsdorf aus eine STRECKE.

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Das Ensemble "Honig" von Walpurga Ortag-Glanzer in Martin Krusches
"die verschwundene galerie" auf den Feldern zwischen Takern und Gleisdorf.

Der Korridor von Weiz nach Gleisdorf durchzieht weitgehend eine Ebene, die auf der Fahrbahn eine trügerische Sicherheit suggeriert. Kein Zufall, daß seit Jahren von Bauvorhaben die Rede ist, denen man höhere Geschwindigkeiten verdanken würde. (Etwa eine vierspurige Straße.)

Die Strecke von Pischelsdorf nach Gleisdorf muß bereits zum Ortsende hin eine erhebliche Steigung überwinden, führt mehrmals auf und ab, durch manches Kurvenwerk, das schon etliche Fahrer abgeschüttelt hat, führt dann direkt auf Gleisdorf zu durch geschwungene Kurven bergab. (Ich habe noch nie gehört, daß sich hier jemand Vierspurigkeit gewünscht hätte.)

Während zwischen Weiz und Gleisdorf die Eisenbahn verkehrt (Korridor), läßt die Passage Pischelsdorf – Gleisdorf nur den Bus zu (Strecke). Fernsicht bietet bloß die Strecke, der Korridor hat begrenzte Sichtfelder.

Von Süden her kommend, also etwa von Felbach her, bieten sich für den Großteil der zu überwindenden Distanz zwei verschiedene Routen an, die jeweils von recht unterschiedlichen Abschnitten geprägt sind.

Außerdem kann man mindestens von Takern her auf unbefestigte Wege zwischen den Maisfeldern ausweichen. Ein sehr interessantes Terrain, auch wenn die Felder an Eintönigkeit denken ließen.

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Der Maschinist Markus Ehgartner bearbeitet mit einem "Universell einsetzbaren Hammer für das Zertrümmern und Entspannen von Betondecken im Freiland" die Fahrbahndecke der Autobahn im Bereich Laßnitzhöhe.

Vom Westen, also von Graz her, sind die Autobahn, die Route über die Ries und jene über Laßnitzthal verschiedene Optionen. Hier ist das Mehrfache Rahmenbedingung ganz unterschiedlicher Geschwindigkeiten. Dabei habe ich nun jene Route noch nicht bedacht, die von Graz-Andritz über Volkersdorf und Eggersdorf in den Osten führt.

Die kontrastreichen Topographien, Straßenverhältnisse und Reisegeschwindigkeiten geben allerhand Anlässe zu Deutungen und Antworten. Ungleichzeitigkeit scheint für den Raum ein dominantes Prinzip zu sein.

Zum Kontext "Leben/Kunst/Geschwindigkeit" siehe: [link]
Siehe außerdem: "die landkarten der ereignisse"!


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29•07