next code: input #17 Quer durch Europa
(Input zu next code: in between)
Martin Krusche
Ich bin in einem Deutungsgeschäft tätig. Die Frage, wie
Dinge zusammenhängen, ist in meinem Leben fast ein Dauerereignis. Sie ist auf jeden Fall
eine Grundlage dieser Kunst unter Bedingungen der Vernetzung, der unsere
Station in Liechtenstein zugerechnet werden darf. Die Themenstellung next code: in
between bezieht sich aus der Erfahrung Europas, daß uns die Konzepte des
Nationalismus über Verdun nach Auschwitz und Srebrenica gebracht haben. Wenn dieses
Europa heute um ein neues Selbstverständnis ringt, wobei gerade darum gestritten wird,
wer denn nun dazugehöre und wer nicht, stellen wir in diesem Ringen fest, daß mindestens
auf dem Boulevard vorzugsweise nationalistisch argumentiert wird. Das ist der alte
Code, das ist die Logik von Verdun, Auschwitz und Srebrenica.
Sie sehen, daß wir in dieser Station den Blick quer durch
Europa werfen, von Dänemark über Österreich, nach Serbien, in die Türkei und in den
Iran. Bei allem, was über diese Distanzen als trennend erscheinen mag, sind es dann doch
viele einzelne Momente, in denen wir Verständigung haben, Konsens finden.
Beleuchtet man kurz einige Stellen der historischen
Hintergründe dieser Station, findet man erstaunliche Verkettungen. Liechtenstein hat sein
Stammhaus in Niederösterreich, die Burg Liechtenstein bei Mödling, nahe Wien. Das
Fürstentum Liechtenstein ist letztes souveränes Territorium jenes Rheinbundes, den
Napoléon Bonaparte, der Vater des europäischen Nationalismus, forciert
hatte, um das Heilige Römische Reich Deutscher Nation unter Druck zu bringen. Dieser
Rheinbund fand 1813 sein Ende, als Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig unterlag.
Dänemark. Der deutsche Autor Wolf Biermann schrieb ein
Gedicht mit dem Titel 1864, das beginnt mit den Worten:
Sie prügelten sich an den Schanzen von Düppel / Mit Knüppeln nicht, nicht mit
Lanzen / Die Dänen trugen den bunten Rock / Von König Christian in Kopenhagen ...
An anderer Stelle heißt es:
Sie gingen wie Löwen in die Schlacht / Und starben dann wie die Fliegen ...
Es war die entscheidende Schlacht gegen Preußen, das
damals als aufstrebende Militärmacht Europa längst zu prägen begonnen hatte. Es war
Dänemarks schwerste Niederlage gegen den Deutschen Bund, der 1815 beim Wiener Kongress
gegründet worden war, um das Heilige Römische Reich Deutscher Nation abzulösen, das
1806 unter dem Druck Napoleons erloschen war.
Biermanns Gedicht erzählt von den neuen Kanonen der Firma
Krupp. Es erzählt von den dänischen Vorderladergewehren, die der Feuerkraft preußischer
Zündnadelgewehren weit unterlegen waren. Der Autor erwähnt da auch den Monsier
Dunant und den ersten Einsatz des damals neu gegründeten Roten Kreuzes. Zwei Jahre
später, 1866, schlug Preußen die Habsburger bei Königgrätz. Damit war der Gründung
des Deutschen Reichs (1871) nichts mehr im Wege.
[...]
[TEXTAUSZUG! Der Volltext ist HIER als RTF-Datei downloadbar.]
(Foto: Mirjana Selakov)
Beitrag zu: "next code: in between
(crossing europe)"
Schaan, Liechtenstein: 18. & 19. Mai 2007
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Bezogen auf:
Wir Kinder der Barbaren
(Erinnerung, Wahrheit und Vision)
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