diskursbeiträge zur netzkultur

Copyright
Von Hans Fraeulin

Das Recht auf geistiges Eigentum ist noch nicht sehr alt und manifestierte sich bisher mit dem Verkauf der Baupläne, der Partituren, der Stücktexte, später der Ton- und Bildträger sowie vor allem der vielen Rechnerprogramme, die man nicht einfach kaufen kann, sondern eine Benutzungslizenz erwirbt - oder sich darüber hinwegschwindelt, frei nach dem Motto: legal - illegal - scheißegal. Halten wir fest: Shakespeare hat keins seiner Stücke zum Buchhändler und Verleger getragen - im Gegenteil. Er hat alles versucht, um das zu verhindern.

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Der Souffleur und Inspizient seiner Truppe, der als einziger den vollständigen Text besaß, war in seiner Genossenschaft der Bestbezahlte, um ihn gegen Korruption zu feien. Shakespeare wäre heute auf verlorenem Posten, seine Werke gegen die Konkurrenz zu schützen. In seinen Vorstellungen saßen die Schnellschreiber der Buchhändler und schrieben jede neue Variante der Geschichte eifrig in ihre Kladde. Ihre Auftraggeber machten daraus einen wenigstens achtstündigen Hamlet - unmöglich, auf einmal bis zur Dämmerung aufzuführen. Inzwischen ist elektrisches Licht erfunden worden und vielfältige Aufzeichnungen von Licht und Ton. Die Gerätschaften passen jetzt in die Westentasche und nehmen jeden Rülpser von uns auf. Wir haben uns neu zu orientieren. Geistiges Eigentum lässt sich nicht mehr über das Trägermaterial, die Noten, die Texte, die Platten oder die Software-CD vermarkten. Es schwirrt extrem im weltweiten Netz herum. Es lohnt sich nicht, seinem Copyright hinterher zu jagen. Geben wir unsere Gedanken frei!

Die Erkenntnis ist bitter. Was haben wir, die wir Musik und Theater und sonst was erfinden, anderes in der Hand? Nichts. Es wird Zeit, dass wir das einsehen. Fügen wir uns, begeben wir uns wieder auf die Straße und den Jahrmarkt und riskieren wir es, dass sich ein Musikstudent vor uns mit gezücktem Notenblatt hinsetzt und nachher fragt, von wem Musik und Text sind, ohne einen Schilling zu hinterlassen. Es sei ihm verziehen. Wer hat in dieser Branche schon Geld?

AKM und GEMA sind Gesellschaften, welche die Urheberrechte für Musik wahrnehmen. Eher unscheinbar gibt es auch Gesellschaften, die Texte verwalten. In Hollywood kann man auch Ideen, Skizzen, Drafts, Exposés und Treatments registrieren lassen. Fritz Lang fand das günstig, seine Ideen dort zu deponieren, offenbar, weil er sein eigenes loses Maul auf Parties fürchtete. Er sicherte sich sein Urheberrecht, indem er es als erstes bekannt gab. Dazu kann ich nur raten.

Die Musikverwertungsgesellschaften regieren nach einem einfachen Rezept. Alles was sich an aufgeführter Musik nicht der Komponistin oder dem Texter zuordnen lässt, kommt in einen großen Topf, der jährlich über diejenigen anteilmäßig ausgeschüttet wird, die AKM-Tantiemen kassieren, die also aus der Verwertung ihrer Musik das meiste einstreifen. Mit den meisten Tonverwertern, Beisln, Discos und Musikveranstaltern werden üblicherweise Pauschalverträge abgeschlossen, um nicht endlose lange Listen von gespielten Titeln vorweisen und abrechnen zu müssen. Das kommt, man soll's nicht glauben, vor allem Joesi Prokopetz zugute, der bei der AKM eine dicke Nummer schiebt. Er ist Mitglied, ich glaube sogar im Vorstand dieses Vereins und kann das Geld auf sein Konto steuern. Die meisten anderen sind nur Bezugsberechtigte und haben keinen Einfluss auf die Verwendung der Gelder. Würde jemand behaupten, Prokopetz und Genossen würden sich an den musikalischen Erfindungen anderer bereichern, könnte ich nicht widersprechen. Wer einst penibel über die gespielten Titel Buch führte, war der Rundfunk. Als Ö3 nicht mehr Austropop spielte, war der Ärger bei den Austropoppern groß. Nun bekamen sie gar nichts mehr vom großen Tantiemenkuchen ab. Eventueller Nachwuchs hatte keine Chance mehr, aus dem Abspielen der eigenen Werke Geld zu beziehen. [...]

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