the long distance howl / ncv / seite
#45
Originalton
Heute, am 11. März 2021, kurz vorm Jahrestag, da Österreich am
15. März 2020 in den ersten Lockdown ging, herrscht in Land eine
Stimmung, von der ich annehme: was uns Politik und Verwaltung in
diesen zwölf Monaten geboten haben, trägt viel dazu bei, daß
immer mehr Menschen sich an Verordnungen nicht mehr gebunden
fühlen.
Es ist doch wie in einer Autowerkstatt oder bei
einem Installateurbetrieb. Stimmt die Leistung in auffallendem
Ausmaß nicht mehr, holpert das reparierte Stück, statt
wenigstens leidlich zu funktionieren, wird man über den Preis
murren oder einen Streit beginnen.
Ich kann mich nicht
mit all dem Gezänk und Geplärre befassen, das uns nun schon
geraume Zeit begleitet. Aber ich mag etwas an O-Ton von
konzentrierten Menschen festhalten, wodurch sich ein Bild
rundet, das zeigt, was den Status quo nach zwölf Monaten
Pandemieerfahrung prägt.
Meine kleine Chronik der
Ereignisse soll einige Aspekte des Geschehens besser
überblickbar machen. Ich mag nicht spekuklieren, sondern mich
auf konkrete Erlebnisse konkreter Personen beziehen und das
beachten, was wir für gesicherte Fakten halten dürfen.
Grafikerin Ulla Klopf am 11.3.21 auf Facebook: „Gibt es
in Grazer Apotheken die sogenannten Gratis-Tests für zu Hause?
Seit Start der Aktion ist es mir nicht gelungen in Stainz welche
zu bekommen. Am Tag 1 stand ich um 8.00 vor der Tür - Da waren
noch keine da, dann waren keine mehr da und jetzt weiß man nicht
wann wieder welche kommen. Und sich für Abholung vormerken
lassen geht auch nicht. ... das ist keine Kritik an den Apos...“
Managerin Sonja Herbitschek am 11.3.21 auf Facebook:
„Wenn ich Hilfe bei einer Sache brauche, hole ich mir einen
Experten, jemand der sich wirklich auskennt, und mir einen Rat
gibt. Ich käme nie auf die Idee, einen befreundeten Friseur zu
fragen, wenn ich eine Frage zur tragenden Mauer in meinem Haus
hab. Da gibt’s andere, die das besser wissen. Auch wenn er ein
ganz Lieber ist, die Haare perfekt schneidet und immer auf den
Mond achtet. Aber Friseur ist Friseur und Statiker ist Statiker.
Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit lassen mich nun
zweifeln: Soll ich nicht doch lieber zum Friseur gehen und ihn
wegen der Statik fragen? Schließlich hat er mich styletechnisch
immer gut beraten. Das mit der Statik kann ja nicht so
kompliziert sein. Das Geld würde er auch gut brauchen. Vor allem
jetzt, im Lockdown. Was meint ihr - soll ich das Geld einem
Freund geben, jemand den ich kenne, den ich mag, seine Frau hat
übrigens mit mir studiert... Oder soll ich doch den Statiker
fragen, jemanden der sich fachlich auskennt, den ich aber nicht
kenne? Seine Frau mag ich auch. Was meint ihr?“
Eine Frau aus meinem Freundeskreis, schrieb mir in privater
Post: „zur einreise: wir haben unseren bus aus ungarn
geholt, weil der dort bei einem bekannten gestanden ist zum
lackieren. hingebracht haben wir ihn weit vor dem letzten
lockdown. weil die karre so beinander war, hats länger gedauert,
also bis anfang jänner. dann war er fertig. ich hab mit dem
auswärtigen amt, dem gesundheitsministerium, der BH, dem
grenzposten telefoniert. alle das gleiche gesagt: registrieren
beim ausreisen, und beim einreisen, 10 tage quarantäne oder nach
fünf tagen freitesten.
und am besten haben wir einen schrieb von
der werkstätte, bei der wir den bus holen. hatten wir natürlich
nicht, weils schwarz war. am grenzposten dann: - wo fahrt ihr
hin? - den bus holen. - aha. fahrts weiter. beim zurückfahren: -
wo kommt ihr her? - den bus holen. - aha, und der da hinten? -
ist der zweite fahrer. - aha, fahrts weiter. und dann wundert
man sich, warum die zahlen nicht runter gehen. ich will das
nicht öffentlich schreiben. aber es ist schon echt eine
sache...“
Dem fügte sie dann noch an:
„ich kann noch eins draufsetzen. die nachbarin meiner mama ist
rumänin. ihrer mutter ists nicht gut gegangen, weslhalb m.
ihre mama gern bei sich gehabt hätte. auch weil sich die familie
unten aus unterschiedlichen gründen nicht so gut um sie kümmern
konnte. das gleiche nochmal. der schwager kommt mit der mama bis
ungarn, m. und h. fahren bis zum treffpunkt in ungarn
und übernehmen die mama. an der grenze das gleiche wie beim bus.
obwohl (!) in rumänien damals die zahlen irre waren. ich muss
dazusagen, daß die m., h. und die mama das haus die
nächsten 2 wochen nicht verlassen haben. sicherheitshalber. also
die sind schon um einiges gescheiter als die grenzposten.“
+)
Kompetenzsenke +)
Woran bin ich? +) PS: "Schnitzi mit Schützi"
bezog sich als Slogan auf politische PR-Arbeit zugunsten des
steirischen Landeshauptmannes Hermann Schützenhöfer.
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