Der kurze Sommer des Automobils / Seite 39

Familienaufstellung

Automobile sind nicht bloß Gebrauchsgegenstände zur Raumüberwindung. Sie waren von Beginn an auch soziale Statements, kulturgeschichtliche Medien, Projektionsflächen und Bedeutungs-Container. An diesem Themenkomplex arbeitet Micky Tieber mit seiner Alltagsklasssiker-Crew schon seit vielen Jahren. Und zwar in Theorie wie in Praxis.

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Micky Tieber

Manche finden es provokant, daß wir von rollendem Kulturgut sprechen. Klar, man muß nicht unbedingt wissen, daß Volkskultur in der technischen Welt seit über einem halben Jahrhundert wissenschaftlich beforscht, begleitet und beschrieben wird. Uns beschäftigt das aber. Es hat eine Dimension, die sich einem erschließt, wenn man bedenkt, daß wir seit 200 Jahren in einer permanenten technischen Revolution leben, die gerade wieder beschleungit, um uns in eine Vierte Industrielle Revolution zu führen.

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Mobilitäts- und Sozialgeschichte im Verlauf

Was ich hier in 1:43 aufgestellt habe, ist ein Stück kurioser Familiengeschichte. Dieses Setting illustriert, wie eine einzelne Marke den Verlauf der Volksmotorisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die eigene Modellpalette deutlich gemacht hat.

Ich werde mit Tieber versuchen, daß wir diese Geschichte heuer für Mythos Puch mit Originalfahrzeugen weitgehend nachstellen, so daß man es sich in den realen Formaten ansehen kann.

Zur Erläuterung, die Fahrzeuge von hinten nach vorne. Es beginnt mit einem Fiat Ballila Mille Miglia aus den 1930er Jahren und einem Fiat 500 Topolino der 1930er und 40er Jahre. Diese kompakten Kleinwagen waren für die breite Bevölkerung noch zu teuer. Einen Topolino konnte sich bei uns in der Oststeiermark gerade noch der gehobene Mittelstand leisten.

Den Durchbruch zu neuen Dimensionen markiert hier der weiße Fiat 600, der Meilenstein in dieser Geschichte. Danach kommt der Fiat Nuova 500, dem auch das Puchschammerl seine Form verdankt. Schließlich der Abgesang dieses Prozesses, der kantige Fiat 126, wie er in Lizenz auch in Steyr gebaut wurde, als Polski Fiat ("Maluch") und als jugoslawischer Zastava ("Peglica").

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Puchschammerl beim Carfreitag der Alltagsklassiker

Ab da wurden bei uns die Autos sofort größer, was Fiat mit einer sensationellen 850er-Palette einleitete; von der kleinen Berline zum Coupé, mit Kastenwagen und Kleinbus, aber auch mit einem feinen Spider. Danach der Fiat 1100 in zwei schönen Baumustern.

Als ich bei einer vergangenen Mythos Puch-Version eine "Straße des 20. Jahrhunderts" aufgestellt hab, war das eine sehr vergnügliche Erfahrung. Mehr als 100 Jahre Automobilgeschichte, mit realen Fahrzeugen vorgetragen, das macht ganz andere Eindrücke als eine Fotoserie. Raum. Körperlichkeit. Sinnliche Erfahrungen.

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Die Straße des 20. Jahrhunderts

Heuer wollen wir einen ähnlichen Weg gehen. Wir werden uns bemühen, mit den Alltagsklassikern eine zum 60 Jahr-Jubiläum des Pucherls passende Aufstellung hinzubekommen. Das soll bis in unsere Tage heraufreichen, denn Fiat hat mit seinem formalen Zitat des 50er Jahre-Fiat einen enormen Erfolg gelandet.

Daher fragte ich Tieber, ob da auch was mit Abarth ginge. Na und ob das geht! Tieber hatte flugs Nachricht von Sascha (Fiat Damisch): "Hallo Michael! Gerne kannst du einen Abarth 595 von uns haben, ich würde dir auch noch einen 500x oder 500l dazu geben, um die neuen Varianten zu zeigen."

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Abarth-Vertretung Damisch

Nun bleibt bis zum Herbst noch einige Zeit, die "Familienaufstellung" in die Tiefe zu entwickeln. Und wie ich die Alltagsklassiker kenne, wird auch eine feine Schau zum Drumherum zustandekommen.

-- [Mythos Puch IV] --


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