Der kurze Sommer des Automobils / Seite 37 Lanner und Marcellino
Der früheste Puch-Prospekt, den ich zum
Jubiläums-Thema in die Hände bekam, ist vermutlich auch der prominenteste, den man
finden kann. Er stammt aus Kärnten und hat eine unübertreffliche Firmenbezeichnung: Marcellino
und Lanner.
Ferdinand M. Lanner, Enkel des renommierten Rennfahrers aus
den Tagen von Altmeister Johann Puch, erläutert, das war 1948 oder 1949. Die
Firma vertrieb übrigens auch Fuchs Mopeds. Der Vorteil der Zusammenarbeit mit Marcellino
war, dass die Lieferzeiten durch seine Beziehungen zu Puch deutlich kürzer waren, als
für andere Händler."
Giovanni Marcellino war ursprünglich von seinem vormaligen Boss, dem Unternehmer und
Börsenspekulanten Camillo Castiglioni, beauftragt worden, den Grazer Standort zu liquidieren. Das wäre ein Ende des Puch-Werkes geworden.
Quelle: Österreichischer Motor,
Heft 11, 1925
Es kam anders; und zwar auf das Anraten von Marcellino, der
in Graz ein Potential sah. Castiglioni stimmte zu. Marcellinos Puch Doppelkolbenmotor
wurde für den neu definierten Zweirad-Produktionsort zu einer Erfolgsgeschichte. Das ist
also durchaus ein Mosaiksteinchen in der (Vor-) Geschichte des Pucherls.
Das mag verdeutlichen, wie geschichtsträchtig eben dieser Prospekt ist. Es kommt aber
noch intensiver. Lanner erzählt, Johannes Ortner, der ja auf Puch und Abarth
Rennsportgeschichte geschrieben hat, begann seine Karriere als Lehrling mit
zirka 16) bei Marcellino + Lanner. Ich war dann sechs, er 18, als er mich am Tank auf der
SGS mitnahm; und danach vom Vater eine Watschn bekam."
Johannes Ortner und Anneliese Abarth
Da gibt es noch ein weiteres, interessantes Detail zum Pucherl
und zu Ortner; Lanner erzählt: Seine Werksunterstützung verdankte er nicht
seinen ersten, privaten Erfolgen, Puch blieb auch auf seine Bitten hin zurückhaltend,
sondern Herrn Direktor Malzacher sen., einem der SDP AG Chefs, der mit seinem Privatauto
Kunde bei meinem Vater war."
Malzacher unterstützte Ortner nach dessen Bericht über die Sturheit der Puch-Werke
persönlich. Lanner: Drei Woche später bekam Ortner, was er brauchte, vor allem
die anders gestuften Getriebe der Werksautos. Und danach gings, wie bekannt, weiter
aufwärts." (In Lanners Zuckerfabrik findet man ein umfangreiches Archiv von
einschlägigen Archivalien.)
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