Der kurze Sommer des Automobils / Seite 13

Ein grundlegender Unterschied der Marken wie Citroen, Opel, Porsche oder Renault zu Audi, BMW, Mercedes und anderen liegt im Detail, daß die erste Markengruppe auf konkrete Unternehmerpersönlichkeiten zurückzuführen sind.

Daß Familiennamen zu internationalen Markennamen werden, kennen wir heute eher aus der Modebranche, bei Anwaltskanzleien oder Finanzmaklern. In der Mobilitätsbranche sind es dann vor allem kleine Schmieden für hochkarätige Luxusprodukte wie Koenigsegg oder Pagani, wo das noch vorkommt.

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Steyr-Puch Pinzgauer

Ich war kürzlich überrascht, daß auf Facebook meine kleine Autobahn-Szene mit dem Steyr-Puch Pinzgauer für markante Reaktionen sorgte. Das Seitendekor konnte ich leicht der Firma S-Tect [link] zuordnen. Die gehört zu Magna Steyr und ist einer der letzten Teilbetriebe des internationalen Konzerns, unmittelbar mit der Vorgeschichte der historischen Steyr-Daimler-Puch AG in Verbindungen stehend.

Die Basis der S-Tec war einst als Allrad-Werkstatt im vormaligen Einser-Werk von Johann Puch eingerichtet, um die Fahrzeugflotten des österreichischen Bundesheeres zu servicieren.

Altmeister Johann Puch verstarb 1914. Es ist sehr lange her, daß die Puchwerke via Fusionen in einem größeren Konglomerat aufgingen. Die Steyr-Daimler-Puch AG hielt aber an der Marke fest. Puch stand für den Zweiradbereich, Steyr-Puch für Automobile.

Als Alejandro de Tomaso 2003 verstarb, erinnerten sich einige Fans an das besondere Flair von Autos, die per Marke noch an eine einzelne Person geknüpft sind. Das kann man so für Puch-Fahrzeuge eigentlich nicht geltend machen, aber dennoch ist da ein Klang, der stets mit Johann Puch verbunden bleibt. Was für ein eigenartiger, emotionaler Effekt!

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Verleger Richard Hollinek (Foto: Verlag Brüder Hollinek)

Im Verlag Brüder Hollinek erschien eben "Puch-Motorräder 1900-1940" [link] von Hannes Denzel. Damit verdichtet sich zunehmend die Dokumentation von Puch-Fahrzeugen, wo man über sehr lange Zeit nur auf die beiden Standardwerke von Friedrich Ehn zugreifen konnte. Das eine über die Puch-Autos habe ich hier schön vorgestellt: [link]

Ich höre gelegentlich, daß manchen Fans die stattlichen Buchpreise etwas Kummer bereiten. Ich muß immer wieder erinnern, daß bei solchen Fachbüchern und den zu erwartenden Verkaufszahlen keinerlei Chance besteht, die in Summe geleistete Arbeit aller beteiligten einer Publikation in Geld zu bezahlen. Dafür müßten die Verkaufspreise noch höher sein, was die Büchern annähernd unverkäuflich machen würde.

Die Dokumentation dieser Themen in Buchveröffentlichungen ist also ohnehin ein Akt kollektiver Kultur- und Wissensarbeit, in der Ehrenamt und Hauptamt verknüpft werden. Das heißt, ohne die Kombination von bezahlter und unbezahlter Arbeit gäbe es viele dieser Bücher nicht.

Und Sie, wertes Publikum, sind eben auch Teil dieser kollektiven Arbeit, indem Sie ungefähr den Gegenwert eines Abendessens einbringen. Damit erwerben Sie nicht bloß ein Exemplar des Werkes, sondern unterstützen die gesamt Arbeit daran.

Vieles wird auf diesem Gebiet ohnehin ehrenamtlich geleistet. Lisl Mesicek, Vizepräsidentin der ÖGHK (Österreichische Gesellschaft für historisches Kraftfahrwesen), verschickte eben die aktuelle Ausgabe der „Motor Veteranen Zeitung“, Österreichs ältestes Veteranenjournal.

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In der aktuellen Nummer 165 des Periodikums geht es unter anderem um „40 Jahre ÖGHK“. Das Magazin zum Motto „Wir bewegen Tradition“ kann hier gratis als PDF-Datei heruntergeladen werden: [link]

+) Siehe dazu auch: "Warum Bücher?" [link]


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