Schneider, Christian
"Kroaten, Serben. Bosnier" (Eine Reisebeschreibung)
GNN Verlag, Schkeuditz 2001
Es haben sich unzählige Professionals des Journalismus bei
uns als sehr unzuverlässig erwiesen. Es wird allerhand von einander abgeschrieben, die
Recherche und das Prüfen von Quellen kann nicht als Standard vorausgesetzt werden.
Entsprechend unscharf sind viele Bilder, die uns vom Sezessionskrieg Jugoslawiens,
eigentlich: von den Kriegen vermittelt werden.
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Schneider hatte sich
Mitte der 1990er auf den Weg gemacht und von da an in mehreren Reisen die Regionen
besucht, in denen sich die südslawischen Völker plötzlich feindselig gegenüber
standen. Während einzelne Menschen an der vertrauten Freundschaft festhielten. Andere am
Lauf der Dinge verzweifelten. Schneider hat viele
seiner Begegnungen beschrieben, Gespräche aufgezeichnet. Woraus man sich Eindrücke vom
Entstehen der Kriege machen kann. Und von den Konsequenzen. |
Die in Summe weit vielschichtiger sind, als
der heimische Tagesjournalismus darzulegen bereit ist. Denn das ist eigentlich nicht ein
homogenes Ereignis. Das ist ein höchst komplexer Prozeß, der wesentliche Wurzeln schon
in den Vorgängen des Zweiten Weltkrieges hat.
Wo in den Ereignissen der 1990er-Jahre nicht nur die
Südslawen als Akteure auftraten, sondern auch halb Europa seine Interessen eingebracht
hat. "Hätten die Präsidenten so viel gegen den Krieg geredet wie dafür, wäre es
nicht zum Krieg gekommen." sagte eine Frau in den Ruinen von Sarajevo.
Schneider hat aus seinen Begegnungen die
unterschiedlichsten Positionen herausgearbeitet, ohne sie gegen einander auszuspielen.
Jene der Feindseligen und Friedfertigen, jene der Verzweifelten, der Wütenden, der
Zuversichtlichen. Eine lohnende Lektüre, wenn man einen Eindruck gewinnen möchte,
worüber dieses Land Jugoslawien zerbrochen ist.
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