25. Februar 2025

Der Beruf


Ich bin ein Künstler, kein Dealmaker. Was bedeutet das? Es heißt nicht, daß ich ein betriebswirtschaftlicher Trottel bin. Im Gegenteil. In einem Leben wie meinem muß man sehr gut wirtschaften können, denn es gibt keine Rücklagen, keinerlei Reserven, keine Sturzräume.

Selbstverständlich muß ich mein Brot verdienen können, denn es sind ab und zu Rechnungen zu bezahlen. Aber das Wesentliche meiner beruflichen Orientierung zielt nicht auf das Vermehren von materiellen, sondern von immateriellen Gütern.


Ich weiß, herkömmliche Geschäftsleute neigen zur Annahme, daß es vor allem ihre Geschäftstüchtigkeit ist, die alles Gedeihen einer Gesellschaft möglich macht. Ich mag ihnen diese Ansicht belassen, auch wenn wir alle wissen: kein Boss schupft seinen Laden alleine. Es braucht gute Teams und smarte Kundschaft, damit redliche Geschäfte florieren.

Woher man die nehmen sollte, falls es kein angemessenes geistiges Klima gäbe, in dem Menschen ihre Talente entfalten und verfeinern können, wäre zu klären. (Es ist nach meiner Erfahrung eher kein Dealmaker-Metier.)

Konsequente Wissens- und Kulturarbeit, ein zeitgemäßes Bildungssystem, kombiniert mit tauglichen Ausbildungsformen, das sind Leistungen einer Gesellschaft, denen wir gute Leute verdanken, welche all die nötigen Jobs erledigen können. Talent ohne Qualifikation hüpft ja nicht besonders weit. (Ich sollte noch erwähnen: Ohne konkrete Vorbilder, kompetent handelnde Menschen, wäre all das vergebens.)

Was hab ich damit zu tun? Als Kulturarbeiter bin ich Teil jenes Betriebes, der für adäquate Rahmenbedingungen sorgt, die ein entsprechendes geistiges Leben ermöglichen. Das ist mein Berufsfeld. (Ohne Fachkräfte des symbolischen Denkens wären wir noch nicht einmal im Neandertal angekommen.)

Meine Kunstpraxis ist ein Teil davon. Kunst sehe ich im Verhältnis zu anderen Disziplinen wie man in der Wissenschaft Grundlagenarbeit und angewandte Formen unterscheidet. Kunst ist Grundlagenarbeit. Kulturarbeit ist die angewandte Seite. (Ich bin in beiden Metiers zuhause.)

Und das Business? Ökonomisch gesehen bin ich EPU. Dieses Kürzel steht für „EinPersonenUnternehmen“. Die meisten meiner Mitmenschen wissen es nicht: EPU stellen in Österreich über die Hälfte aller Betriebe. Gemeinsam mit den KMU (volkstümlich: Klein- und Mittelbetriebe) ergibt das über neunzig von hundert Prozent der heimischen Betriebe. (Keine zehn von hundert Prozent sind große Tanker.)

Was bedeutet all das untern Strich? Ich gehöre als Künstler zu einem Teil der Profiliga, deren Leute weder auf maximalen Marktwert, noch auf Maximierung von Jahreseinkommen aus sind. Wie eingangs erwähnt, man kann sein Erdenleben auch dem Erwerb immaterieller Güter widmen.

+) Kulturpolitik


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