Ich erinnere mich noch gut an ein
Arbeitsgespräch in der Gleisdorfer
Kirchtavern. Dazu hatte ich einige Bücher
aus meiner Bibliothek mitgebracht, um
anschaulich zu machen, daß ganz Europa seit
den 1980er Jahren eine Neue Rechte
kennengelernt hat. Dieses Milieu ging
äußerst strategisch und smart vor, was
spätestens Anfang der 1990er schon gut
untersucht und in veröffentlichten Arbeiten
dargestellt worden war.
Dann geschah
etwas Irritierendes. Ein hiesiger
Antifaschist, der wiederkehrend für
einschlägige Veranstaltungen sorgt,
schüttelte mit Blick auf meine Bücher den
Kopf und sagte: „Das hab ich nicht gewußt.“
Im Anschluß fiel mir eine einheimische
Großmeisterin der Behauptungspronographie
bei einigen Überlegungen gleich mehrfach ins
Wort, weil sie offenbar ihre gefühlten
Ansichten zum Thema nicht mehr zurückhalten
konnte.
Da schwante mir, daß ich mit den
falschen Leuten zusammenhocke. Wer sich
dem Neofaschismus entgegenstellen
möchte, ist sofort mit einer zentralen
Anforderung konfrontiert: Wissenserwerb,
um Sachkenntnis aufzubauen. Sonst bleibt
einem bloß der Boulevard, also jenes
Polemisieren, in dem uns die Neue Rechte
haushoch überlegen ist, weil diese Leute
das seit über 40 Jahren konsequent
entwickelt und verfeinert haben.
Nun also reichlich Ömpörung in meinem
Umfeld, da absehbar ist, daß Herbert
Kickl Österreichs Kanzler werden könnte.
Diese Ömpörung muß, so weit ich sehe,
jene Sachkenntnis und strategische
Ausrüstung ersetzen, mit der auf solche
Verhältnisse zu antworten wäre. Da lese
ich momentan vor allem, was mir etwa
eine Legion der Fiasko-Voyeure via
Social Media mitzuteilen weiß.
...damit seine Partei den
Weg gemeinsam gehen kann? (Quelle:ORF)
Aber ich finde kaum Hinweise, wie
sich nun zum Beispiel ein politisch
anwesendes und kompetentes Milieu in
der Alltagspraxis bewegen möchte.
Damit meine ich etwa Kultur- und
Bildungpolitik an der Basis.
Wo FPÖ und ÖVP nun zusammengreifen,
sind uns die Themen ja auf den Tisch
gelegt worden. Einige Beispiele:
Tradition und Moderne, Heimat und
Patriotismus, Brauchtum und
Volkskultur, Leitkultur in der
Festung Österreich etc. Solche
Genres stehen zur Debatte.
Ausgezeichnet! Im Diskurs, was das
sei, wovon hier die Rede ist, halte
ich gerne mit. Wer noch? Wo sind
denn meine Verbündeten, um diese
politische und soziokulturelle
Herausforderung anzunehmen? Ich
suche noch!
+)
Kulturpolitik+)
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