Tja, der mündige Konsument, die kritische
Bürgerin. Lustig! Und Soziales? Ökologie?
Batterien, Seltene Erden und Elektro-Autos?
Ganz zu schweigen von einem stets irgendwo
aufflackernden politischen Versagen etlicher
Spitzenkräfte, ungefähr quer durch Europa.
Plus die aufgeplusterten Autokraten.
All das, während Donald Trump erneut zum
Präsidenten der USA gewählt wurde. Also
müssen wir unter anderem damit rechnen, daß
wir uns nicht mehr sehr viel Geld ersparen
können, weil wir sicherheitspolitisch als
Protektorat der Nato existieren. (Ja,
schwafelt mir nur weiter allerhand von
Österreichs Neutralität, auch wenn Ihr das
Gesetz bis heute nicht gelesen habt.)
Sie sehen mein Problem? Jenes Problem,
das ich hätte, wenn ich nicht geübt wäre,
meine Filter zu pflegen. Bloß weil mich
aufgrund der heutigen Mediensituation
Problemmeldungen aus allen Weltgegenden
erreichen, heißt das ja nicht, ich müsse
mich mit allen Problemlagen sachkundig
beschäftigen.
Es heißt noch weniger, daß ich mich in
jenen Obskurantismus flüchten sollte,
der einem offen steht, wenn man die
Menge der Problemlagen unmöglich
bearbeiten, schon gar nicht bewältigen
kann; unter anderem, weil man Fragen der
zeitgemäßen Medienkompetenz ignoriert
hat.
Als ich nach einem
Motorradunfall im Jahr 1992 erstens
körperlich nicht mehr im Originalzustand
und daher zweitens schwer traumatisiert
war, stand mir eine versierte
Psychologin zur Seite, um aus dem
gehabten Schrecken wieder
herauszufinden. Ich meine mich an ein
Schildchen zu erinnern, das hinter ihr
im Bücherregal stand. Darauf war zu
lesen: „Nie mehr als zwei Probleme an
einem Tag“.
Eine kluge
Empfehlung! Wenn ich meine
Problemlösungskapazitäten überlaste,
bleibt mir meist nur ein Aktionismus
leerer Gesten oder eine Wichtigtuerei im
Obskuren. Ich staune, wie sehr mir
manchmal selbst auffallend gebildete
Leute etwas Offensichtliches zumuten. Um
mir Teile der Welt zu erklären, wuchten
sie mir Kenntnisse auf den Tisch, die
gut erkennbar vom Boulevard kommen.
Da darf ich annehmen, daß sich
solche Leute in diversen TV-Kanälen
on air, via Kabel und im Web jene
Informationen zusammengetragen und
zusammengeschustert haben, die ihren
schon vorhandene Ansichten am
meisten entgegenkommen.
Auf
einmal sind wir mit Legionen von
Deppen in allen Professionen
konfrontiert, Medien, Wissenschaft,
Gesundheitswesen, von der Politik
ganz zu schweigen. (Alles Deppen,
außer Mama. Die Welt ist schlecht!
Neunzig Prozent der Menschheit sind
Idioten.)
Posen, die mir
entsetzlich auf die Nerven gehen.
Ich hab keine Lust, mir all diese
generellen Verwünschungen anzuhören.
Diesen platten Krempel kann ich mit
ohnehin selbst ausdenken, ohne daß
ich dafür wesentliche Teile meines
Hirns reservieren und freistellen
müßte.
Ich bin für eine Art
der Problembeachtungsreduktion. Das
bedeutet, ich suche mir einige
Problemfelder aus, die mich
hinreichend interessieren, so daß
ich mich in einem nennenswerten Maß
sachkundig machen mag.
Damit
will ich mich intensiver
beschäftigen. Zum Rest sage ich: „Oh
ja, interessant. Hab ich auch schon
gehört.“ Aber ich enthalte mich
etwaiger Meinungsäußerungen.
Meinungen krieg ich ja an jeder
Straßenecke gratis
hinterhergschmissen.
(Medienkompetenz und Menschenmaß
statt Omnipotenzfantasien.)
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