23. November 2024

Der Ernst des Lebens

Ich bin mit der Projektarbeit endlich wieder in etwas ruhigerem Fahrwasser angekommen, was bedeutet, daß meine Aufgaben besser verteilt sind als davor. Das bietet mir ruhige Stunden, die sich für meine gelegentliche Trinklaune eignen.

Unter höherem Anforderungsdruck bin ich für Alkohol nicht zu haben. Das ist freilich keine ethische Leistung. Mein Körper verwehrt es mir. Wenn ich Stress hab, geht mir der Geschmack an Alkohol verloren. Hab ich es aber gemütlicher, krame ich so allerhand hervor.

So war auf Facebook jüngst zu notieren: „Nicht gerade ein Diät-Drink und erst ab 18 freigegeben: Pulverkaffee in Milch und Honig, Irish Whiskey, Eis. Slainte!“



Schmeckt, wie es aussieht: gefährliches Zeugs.

Das letzte Wort ist übrigens keine Zutat des Drinks, sondern die Kurzform des irischen Trinkspruchs Slainte Mhath. Der wurde uns in jüngeren Jahren vertraut, als erstens Trinkfestigkeit zu erproben war und zweitens die Folkies in unseren Reihen sehr viel Musik von den Inseln gespielt haben. Das ging komplementär mit den Trinklaunen mancher Blues-Leute zusammen. Lange Nächste on stage und back stage...

Bei mir ist kaum je Whisky im Haus, auch nur selten Scotch, es regiert der Whiskey. Irischer Stoff, bei dem Gerste und Hafer wesentliche Rollen spielen. (In meiner Einkommenskategorie führt das meist zu einem Jameson.) Dazu paßt dann, meinen Geschmacksneigungen entsprechend, als nächstbester Stoff der Bourbon. (Mit Mais als Hauptakteur. Da neige ich zu Four Roses.)

Wenn ich naschhaft drauf bin, darf es auch manchmal der Mischling Southern Comfort sein. Der aber sehr wesentlich, weil ihn Janis Joplin bevorzugt haben soll. Wenn ich wirtschaftlich entspannte Zeiten habe und es kommt gerade ein nennenswertes Honorar daher, dann sind freilich radikalere Geschmäcker fällig. Aber da darf man in Geldfragen nicht zimperlich sein.



Krusche als Schafhirte by Payer. [GROSSE ANSICHT]

Zu meinem Kaffee-Whiskey-Honig-Gebräu gebe ich manchmal sogar etwas Ingwer. Geschmacklich eine sehr heftige Tour. Was diese Mischung nun anging, so fragte Maler Heinz Payer nach: „Gibt es einen klingenden Namen dafür?“

Ich war grade nur mäßig zurechnungsfähig und erwiderte: "der fröhliche schafhirte von den sauren wiesen". Das quittierte Payer mit einer entsprechenden Zeichnung. Sie ahnen vielleicht, all diese Dinge verzahnen und verflechten sich ständig mit den verschiedenen Themen und Projektschritten, die in wesentlichen teilen Kommunikationsakte sind.

So war ich gestern mit Fotograf Richard Mayr am Tisch von Altmeister Fredi Thaler, wo wir mit Techniker Manfred Haslinger und Spengler Walter Pillich allerhand Fragen zum Thema „Mythos Puch“ durchnahmen.



Die konsequente Arbeit am Ernst des Lebens:
Manfred Haslinger (links) und Fredi Thaler.

Da hat Thaler in meine Richtung scharfsinnig festgestellt: „Du fahrst eh nicht, oder? Bist du der Beifahrer?“ War ich. Das hatte etliche vorzügliche Drinks zur Folge, während sich Mayr dieser Wohltaten völlig enthielt.

Nein, da geht es keineswegs um Belastungstests. Wir Jungs besetzten ein Altersspektrum zwischen Ende 60 und Anfang 80. Da gibt es bezüglich der Trinkfestigkeit keinen Klärungsbedarf mehr. Da geht es um die Wucht von Geschmack im Mund und einen sanften Effekt, der sich bei mir zwischen den Ohren entfaltet. Sie sehen also, wenn wir am Ernst des Lebens arbeiten, dann mit einer gewissen Grandezza.

+) Mythos Puch


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