So geht es um zwei Arten von Wildnis als
konzeptionellem Auftakt unserer
Dezember-Session im Verlagsbüro der Edition
Keiper: „
An
solchen Tagen“ (16.12.2024) Die
gewachsene und die gebaute Wildnis.
Dabei werden Fotograf Richard Mayr und ich
mit den beiden Gitarristen José María Obeso
und Stefan Oser in Dialog treten. So kommt
ein weiterer Kontrast ins Spiel, nämlich
deren Vertrautheit mit Mexiko und mit
Brasilien. Das Urbane, das Rurale, die
enormen Dimensionen...
In einem
anderen unserer aktuellen Projekte geht es
metaphorisch um das Meer; ausgehend von
einem Gedicht der Ingeborg Bachmann, aber
auch aus privaten biografischen Motiven.
Dabei bearbeiten wir zentral eine
feministische Themenstellung: „
Am
Meer“ (Eine feministische Ausstellung)
Aktion im Gleisdorfer Kaufhaus
Mörath.
Zu dieser komplexen Erzählung befasse
ich mich im Hintergrund unter anderem
mit einer sehr speziellen Variation des
Themas Wildnis, nämlich mit der realen
Bedrohung durch Gewalttätigkeit in
unserem Land: „
Österreichs
Guerilla“.
Einen weiteren
Bezug zum Wildnis-Komplex sehe ich in
einem kulturellen Sterotyp, der
Schwärmerei für den „edlen Wilden“. Das
Klischee des „unverdorbenen
Naturmenschen“, wie es auch in den
Social Media laufend auftaucht. Da
werden uns Bilder etwa von Indianern
oder Indern mit „Weisheiten“ und
Zivilisationskritik aufgedrängt.
Zum romantischen Genre „edler Wilder“
sehe ich im Alltag heute ein
interessantes Derivat. Noch vor etwa 50
Jahren sind sichtbar tätowierte Menschen
in meiner Umgebung eine Rarität gewesen.
Außerhalb von lebendigen Subkulturen
wurde das Tattoo häufig mit Matrosen,
Legionären, Ex-Häftlingen und Huren
assoziiert. Solche Stereotypen und
Ressentiments haben sich über die
Jahrzehnte verschoben.
Radikale Codierung eines
Körpers.
Dabei spielte die Popkultur eine
wirkmächtige Rolle, welche ihre
diesbezüglichen Erzählungen aus ganz
verschiedenen Milieus bezog. Das
reichte vom Motorrad-Outlaw über
allerhand Variationen auch zu jenem
des „edlen Wilden“. Heute sind
dagegen selbst sehr umfangreich
tätowierte Menschen eine alltägliche
Erscheinung oder zumindest keine
Sensation mehr.
Das zeigt
sich auch in der Oststeiermark sehr
präsent. Ich sehe diese Codierung
von Körpern gleichermaßen als ein
Phänomen der Volkskultur und der
Popkultur. Dem gehe ich im
Teilprojekt „
Tattoo”
(Ein kulturelles Zeichensystem)
nach.
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