7. November 2024

Fakten und Flausen

Ich meine, der Wahlerfolg von Donald Trump führt dazu, daß sich unsere Vorstellung von Eurasien markant verschieben wird. Das betrifft uns in Österreich grundlegend. Genauer, den Zwergenstaat Österreich als Teil des EU-Europas, eines Gärtleins am Rande des eurasischen Riesen. (Wer Trump für einen Idioten hält, sollte vielleicht die eigenen Kriterien überprüfen.)

Ich bin jetzt schon neugierig, welche Vorschläge uns jene Schreihälse anbieten werden, die sich nun eine Ewigkeit und drei Tage in antiamerikanischen Attitüden gefallen und die Nato schlechtgeredet haben, ferner Österreichs selbstgewählte Neutralität zum Glaubensgegenstand stilisieren mochten.



Nationalkitsch eines österreichischen Fußball- und USA-Fans.

Wie das alles zusammenhängt? Jene Genies, die noch kürzlich Österreichs Bundespräsidenten zum „Totengräber der Neutralität“ erklärt haben, waren offenkundig nicht in der Lage, sich das diesbezügliche Gesetz anzusehen. Dann wüßten sie nämlich, daß Österreich darin für sich selbst Verpflichtungen festgeschrieben hat, denen wir bis heute nicht nachkommen.

Das ignorieren auch die vaterländischen Gaukler, von denen ich höre, daß Österreich eine „Festung“ sein möge, was ein noch weit strikteres Konzept wäre als das, was im Gesetz steht. Hier Absatz 1 des Artikel 1:

„Zum Zwecke der dauernden Behauptung seiner Unabhängigkeit nach außen und zum Zwecke der Unverletzlichkeit seines Gebietes erklärt Österreich aus freien Stücken seine immerwährende Neutralität. Österreich wird diese mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln aufrechterhalten und verteidigen.“ [Quelle]




Wer den Mann für "dumm" hält, hat eine sehr eingeschränkte Sicht auf die Welt.

Wie doof muß man denn sein, um nicht zu bemerken, daß Österreich seit dem Beginn der Zweiten Republik noch nie genug Mittel investiert und seine Armee hinreichend gerüstet hat, um diese gesetzlich festgelegte Neutralitäts-Aufgabe zu bewältigen? Nämlich die Unverletzlichkeit seines Gebietes sicherzustellen. (Welcher Großarmee könnten wir Einhalt gebieten? Welche Guerilla würden wir stoppen können, wie es jüngst der Hamas angedieh?)

Wir haben kein ausreichendes Personal mit adäquater Ausrüstung und der dazu nötigen Ausbildung. Die dafür allenfalls nötigen Gelder wurden eben für andere Dinge verwendet. Was hat das mit Trump zu tun?

Wir waren bisher ein sicherheitspolitisches Protektorat der USA, innerhalb des schützenden Zaunes der NATO. Oder? Sieht das jemand anders? Falls ja: Wie genau?



Leben in Superlativen: Faktum ist, ich habe keine Vorstellung, welche Art von Existenz das ist.

Trump hat offenkundig kein Interesse an einem starken Europa. Diese Haltung teilt er mit Putin. Trump hat in seiner ersten Amtszeit schon klar gemacht, daß Europas Nato-Partner ihre Schulden zahlen müssen oder er setze Konsequenzen. (Welchen Deal wird er bezüglich Ukraine mit Putin besprechen?)

Was bedeutet all das für Österreich? Na, da fragen wir doch am besten einmal jene Leute, die in Gleisdorf bei Protestmärschen die Präsidenten-Standarte von Putin geschwungen haben. Fragen wir auch jene, die Van der Bellen für eine Bedrohung unserer Neutralität halten. Fragen wir Leute, die Österreich zur „Festung“ ausbauen möchten, mit welchen Konzepten, Budgets und mit welchem Personal das geschehen soll. (Ich traue übrigens keinem Menschen, der so en passant und nach Gefühl psychologische Fernbefunde raushaut.)

+) Politik


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(Quelle: BILD)