26. Oktober 2024

Innehalten


Nein, ich habe zu Österreichs Staatsfeiertag nichts weiter zu sagen. Er darf ruhig vorübergehen. Eigentlich scheint mir Stille heute ein adäquates Statement zu sein. Nicht einmal Schweigen, sondern einfach Stille. (Als eine Gegenposition zur boomenden Geschwätzigkeit.)

Manchmal sind es Momente von so dröhnender Widersprüchlichkeit, daß nur diese Reaktion ein Mindestmaß an Eleganz bietet: Daß einem dazu nichts einfällt.

Keine Sorge! Weder ist mein Verstand in Trümmern, noch ist meine Diskurslaune versiegt. Aber ich habe keinen Zweifel, daß es Situationen gibt, die werden keinesfalls besser, wenn man sofort mit vertrauten Strategien eingreift.


Ich habe für meine Arbeit eine interessante Frage gefunden, die sich mutmaßlich generell auch auf mein Leben umlegen läßt; vorausgesetzt, es darf sich etwas ändern, womöglich auch etwas an den eigenen Ansichten.

Die Frage lautet: „In welche Richtung muß ich losgehen, um mich dem zuwenden zu können,. was heute noch nicht gedacht werden kann?“

Es fällt Ihnen vielleicht dabei auf, daß dies eine Gegenposition zum Verharren markiert. Verharren kann eventuell daher kommen, daß man ein-, zwei-, dreimal einen Aufbruch versucht hat und dabei gescheitert ist. Das, so fürchte ich, kann zu einer Agonie führen.

Schweigen ist freilich kein Verharren. Stille ist ein Zustand, indem man leichter von sich selbst absehen kann, um etwa wahrzunehmen, was außen ist, was von draußen kommt, was man nicht selbst ist.

In genau diesem Zusammenhang hatte einst Platon übrigens den Begriff Eros geprägt. Nicht als eine sexuell konnotierte oder sexuell bestimmte Episode. Eros, das ist das Begehren des Entbehrten. Ein Verlangen nach dem, was man noch nicht kennt, nicht weiß, nicht hat, nicht ist...

Ich vermute, so ein Innehalten, um die Stille anzunehmen, dann aber besonnen loszugehen, das ist eventuell mit dem vergleichbar, was Jimi Hendeix in diesen Satz gepackt hat: „'scuse me, while I kiss the sky!“

Postskriptum
Naja, genau genommen sagte Hendrix das öfter, wenn er daran ging, seine Gitarre mit den Zähnen zu spielen.


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