17. September 2024

Eine Frage der Aboutness


Derzeit denke ich in den kleinen Nischen zwischen Abschnitten der Alltagsbewältigung über die Aboutness von Kunst nach. Das ist möglicherweise die angemessene Gegenposition zum populären Whataboutism.

Die Poseure und die Schwätzer wollen bei keinem Thema bleiben, weil ein auch bloß kurzes Verweilen offenkundig machen könnten, daß sie nur von Gefühltem und von Meinungen überquellen, aber annähernd nichts in ihnen ist, was eine kohärente Aussage zu einem bestimmten Thema möglich machen würde.


Daher tun sie gerne, als wären sie prall mit Weltsicht vollgepackt und warten auf jene Augenblicke, wo man den Keil des „But what about..!“ in ein Gespräch schlagen könnte. „Und was ist eigentlich mir...“ Es meint: „Das hat ja noch niemand bedacht, sonst wäre es wohl kaum unerwähnt geblieben, also muß ich das nun zur Sprache bringen.“

Diese doofe Variante von Geschwätzigkeit ist offenbar unausrottbar. Dagegen wäre Aboutness eine Haltung, in der man sich auf etwas konzentrieren möchte, um es mindestens im Fokus zu halten und darauf den Blick ein wenig schärfer zu stellen.


Ich bin ein Handlungsreisender in immateriellen Gütern. Freilich habe ich keine Ergebnisse anzubieten, bloß Anregungen. Wozu? Erkenntnis ist ein ganz wesentliches Gut, das man nur selbst erwerben, sich erarbeiten kann. Ich weiß nicht mehr, welcher Denke der Antike uns diesen Hinweis hinterlassen hat: Erkenntnis möge sich erweisen, nicht bezahlt machen.

Da ist für mich eine der Schnittstellen zum traditionellen Handwerk: Man will eine Sache um ihrer selbst Willen gut machen. Wir müssen jetzt nicht gleich drüber reden, daß die meisten Menschen Rechnungen zu bezahlen haben. So auch ich. Dafür brauche ich Geld. Aber ich weiß wenigstens, daß Geld bloß ein Medium ist, um höchst verschiedene Anstrengungsergebnisse zu parken, bis ein nächster Leistungsaustausch fällig ist.

.

Ich konvertiere eine Leistung, die ich erbringe, in Geld. Das kann ich parken, bis ich eine neue Transaktion vorhab. Ich konvertiere dann das Geld in eine andere Leistung, die ich beziehe. Unabhängig davon kann ich mich jedoch mit der Frage nach Qualität befassen.

Oder gleich ganz im Sinne von Markus Lüpertz und mit einem Fokus auf die Kunst: Ich befasse mich mit der Frage nach Qualität und Vollendung. Sehen Sie? Hier liegt einer der Unterschied, ob ich mich lieber mit materiellen oder immateriellen Güte befasse. Entsprechend ist auch mein Profit höchst unterschiedlicher Natur.


Da wir übermorgen ausführlicheren Umgang mit dem Buch haben werden, das ich gemeinsam mit Fotograf Richard Mayr heuer auf den Punkt gebracht hab, dies ist ein Beispiel, wie so verschiedene Kategorien sich verzahnen. Klar, ohne Geld wäre das Buch nicht zu realisieren. Mayrs hochwertige Fotografen verlangen eine Ausrüstung, die sich nicht aus der Kaffeekasse bezahlen läßt.

Als Lyriker habe ich es auf der materiellen Ebene leichter, wie gerade wieder zu belegen war. Vier neue Notizhefte haben mich € 6,36 gekostet. Meine bevorzugten Stifte sind merklich teurer, halten aber sehr lange. Und sonst? Meine Texte kosten mich bloß meine Leben. Es gibt die verbreitete Meinung, das sei kein besonderer Preis. Naja, wenn wer meint, daß es so ist...

+) Die Präsentation des Buches


[Kalender] [Reset]