Aber ich hab grade an ganz anderen Dingen zu
schrauben. Unser letzter Besuch in der
Edition Keiper hat klar gemacht: das Buch
ist inzwischen gedruckt, die Seiten müssen
nun etwas liegen, bevor sie
weiterverarbeitet werden können, damit die
Farbe verläßlich durchtrocknet.
Wir
haben jüngst rund einen halben Tag mit
Kammerschauspieler Franz R. Wagner
verbracht, um uns für die Archipel-Premiere
am 19.9.24 abzustimmen. Das war in einige
Erörterungen eingebettet, die unter anderem
auch von jenen Obsessionen handelten, welche
ich als Fundament eines Lebens in der Kunst
sehe. Wagner schrieb dazu tags darauf:
Das halte ich für sehr wesentlich, wo
man verstehen möchte, was dieses
Obsessive ist. Es rührt an eine meiner
Lieblingsannahmen: Was auch immer
innerhalb der Conditio humana möglich
ist, irgendwer macht es. Damit meine ich
das gesamte Spektrum, vom Erhebenden bis
zu den düstersten Grausamkeiten.
Es wäre müßig, darüber zu lamentieren,
daß es so ist. Man kann unsere Spezies
nicht unter Kontrolle bringen. Stets
manifestiert sich alles, wozu wir in der
Lage sind. Das betont freilich die
besondere Möglichkeit des Augenmerks und
der Achtsamkeit innerhalb von Nischen.
Wir haben so eine Nische errichtet.
Noch einmal Wagner:
„Erfolg ist ja
nicht nur ein vielleicht materielles
Ergebnis, sondern eher die Art und
Weise, wie wir leben.“ Es macht
dann eben einen radikalen Unterschied,
ob man solche Ansichten aus seinem
eigenen leben herausschält oder ob man
sich aus einer Flut von Kalenderblättern
ein passendes Konvolut zusammenstellt.
Richard Mayr und Heinz Payer
(rechts).
Ich debattiere diese Dinge längst
nicht mehr mit Menschen, die ihren
Fokus ganz woanders haben. Mein
Fazit:
Same species, another
tribe. Es werden bei anderen
Stämmen eben keine universellen
Arten von Kultur gepflegt, sondern
deren eigene.
Wenn dort eine
Art dominiert, die ich für
kollektive Sprücheklopferei halten
mußt, dann ist das eben so. In einer
Demokratie darf man ja sogar sein
Leben vergeuden und das für eine
vertretbare Position halten. Um
Autor Alfred Paul Schmidt und seinen
ersten Lehrsatz des steirischen
Buddhismus zu zitieren:
„Mir
wurscht!“Ich habe ja
selbst keinerlei Botschaft für die
Welt vorrätig. Mir sind zu viele
eitle Sätzchen untergekommen, in
denen behauptet wird, was die Kunst
alles können solle und müsse. Ich
glaube daran nicht. Als Autor bin
ich keinesfalls mir dem Belehren,
sondern mit dem Beschreiben
ausgelastet.
Luis Siegl aka Teglich Alois
(links) und Richard Mayr