Ich bin am Gleisdorfer Florianiplatz
zuhause. Da sind auf der Ostseite Gehsteig
und Fahrradweg eins, damit der Autoverkehr
genug Raum hat. Vom Süden nach dem Norden
verlaufen drei Fahrbahnen sowie ein Streifen
zum Längsparken und einer zum Querparken.
Das ist für sich schon eine knifflige
Anordnung. Dazu kommt das alte Phänomen aus
dem vorigen Jahrhundert: Automobile sind
beweglicher Privatraum im statischen
öffentlichen Raum. Da wir Menschen in
privaten wie öffentlichen Räumen
unterschiedliche Verhaltenskonzepte pflegen,
kann diese Kombination für soziale
Konfusionen sorgen. Das läßt bei manchen
Menschen die Gewaltbereitschaft hochgehen.
Gleisdorfs Verläufe im Übergang von
Florianiplatz zum Hauptplatz bieten dazu
allerhand Gelegenheiten. Außerdem stülpt
sich der Hauptplatz über den Kirchriegel
aus. Auf dem gab es, wenn ich mich recht
erinnere, einen Kinderspielplatz, der
längst verschwunden ist, um anderen
Funktionen Platz zu machen.
Dafür
entschädigt ein System hoher Treppen mit
Wasserspielen die Kinder eventuell, geht
in den Marktplatz über, auf dem es eine
Brunnenanlage gibt. Die macht den
Kindern sommers ein enormes Vergnügen,
aber es ist eben alles harter,
versiegelter Boden.
Das steinerne Bächlein am
Gleisdorfer Kirchriegel.
Ich sitze dort oft, im Schatten eines
Baumes, lesend auf den Stufen, wenn mich
die Tageshitze aus meinem Büro unterm
Dach vertrieben hat. Ich genieße den
Kindertrubel um mich, diese
Lebensfreude, wie sie aus den Kindern
beim Spielen herausschreit.
Ich
erlebe zuweilen, daß Elternteile ein
Kind ermahnen leiser zu sein.
„Warum?“ frage ich laut, wenn es
nahe genug geschieht. Es ist der
Hauptplatz. Ich mag die Vorstellung, daß
er – als öffentlicher Raum – den Kindern
ebenso gehört wie uns allen. (Sie sind
noch längst nicht das Lauteste, was ich
– unterm Baum sitzend – dort erlebe.)
Der Marktplatz am
Hauptplatz, ein
Teilzeitkinderspielplatz.