7. August 2024
Archipel: Dynamisches
Erst „Die rollende Konferenz“ mit dem Dottore, was nächste
Inputs für unser „Official Bootleg“ brachte. Dann die
Session in Großklein, „Amselsturm: Handgriffe”. (Kommenden
Donnerstag ist Vernissage.) Danach eine zügige
Backstage-Tour.
Das bedeutet, Richard Mayr hat einige
Schritte gebündelt, auf den gestrigen Dienstag
zusammengelegt, damit die Dinge vorankommen. Das war dann
mit einer Vorstandssitzung abzuschließen, in der wir uns
aktuell über individieuelle Dispositionen verständigt haben.
Zu Mayr kann man sagen, daß er der Schnelle ist, der
Dynamische mit dem scharfen Blick, dem oft Momente
auffallen, die sich hinterher als wichtig erweisen. Aspekte,
die ich übersehen würde.
Heinz Payer und Eva Surma beim
"Amselsturm".
Weshalb? Weil ich der Grübler bin, der sich
in Themen hineinfräst. Man könnte uns beide
in klassichen Motiven wie Hermes und Thales
aufstellen. Hermes hat geflügelte Schuhe,
den weiten Horizont im Blick. Thales von
Milet hat den Blick zu den Sternen gerichtet
und übersieht so manchmal den Brunnen, in
den man fallen könnte. Obfrau Monika
Lafer ist die Genaue, die ihr Handwerkszeug
sehr konzentriert einsetzt, wo ich zu
lockeren Gesten neige, was in meinem Fall
auch Polemik einschließen kann. Ich denke,
man muß von drei ganz unterschiedlichen
Temperamenten sprechen. Was aber unsere
Archipel-Community im engeren Kreis
ausmacht, ist eine Qualität, die im
steirischen Kulturbetrieb keineswegs als
selbstverständlich gelten darf.
Gleisdorfs Kulturreferent Karl
Bauer.
Hier kooperieren Menschen, die nicht auf
Kosten anderer expandieren; mehr noch,
die sich daran erfreuen können, wenn
anderen was gelingt. Wir hatten zum
gestrigen Konferenz-Auftakt erst einmal
mit Karl Bauer zu sprechen, der
Gleisdorfs Kulturreferent ist. Es
zeigt sich derzeit noch als eine etwas
ungewohnte Situation, wenn es in einer
Kooperation “Privat/Staat” heißt: beide
Seiten haben legitime Interessen, aus
den sich Anliegen ableiten. Wie können
wir das umsetzen? Es fängt damit an, daß
man einander erst einmal zuhört.
Danach hatten wir mit Marion und Willem
Krauss über die Ergebnisse ihrer Arbeit
an der Corporate Identity des “Archipel”
zu sprechen. Wie vergnügt wir ob deren
Arbeit sind, ist ja inzwischen evident.
Von links: Willem und Marion Krauss, Monika Lafer.
Und dann Pianistin Thais Bauer, von der
die Dramaturgie für unseren großen Abend
im Gleisdorfer Forum Kloster kommt
(19.9.2024). Sie wird sich dabei vor
allem mit Kammerschauspieler
Franz-Robert Wagner abstimmen, der meine
Gedichte liest. Ich denke, es
wird innerhalb des Kulturvölkchens nach
wie vor unterschätzt, was die Potentiale
einer kollektiven Wissens- und
Kulturarbeit sind, wenn sich dieses
spezielle Motto abschaffen läßt:
“Was wird aus mir?”
Von links: Willem Krauss,
Richard Mayr, Thais Bauer und Monika
Lafer.
Als “Zoon politikon”, als “Wesen,
das zum Leben in Gemeinschaft neigt”
(Aristoteles), stehe ich ja in einer
alten Tradition jener Praxis, mit der
alle Beteiligten gewinnen können. Und
zwar wenn in diesem Sinn kooperiert
wird, daß keiner innerhalb der Crew das
Vorhaben als “Solokonzert” deutet, in
dem er sich auf Kosten der übrigen
hervortut. Wer meint, das sei in
unserer Branche selbstverständlich,
kennt unsere Branche nicht. Es mag ja
sein, daß man als Schirennläufer oder
Rennfahrer so ein Mindset braucht, “Ich
zuerst! und scheiß auf den Rest”. Im
Kulturbetrieb müßte man schon eine
Kapazität von singulärer Exzellenz sein,
damit so eine Pose von wem auch immer in
Kauf genommen würde. Solche Exzellenzen
hab ich aber in unserem Milieu bis heute
noch nicht getroffen.
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