7. Juli 2024

Saturday Night Cruising


Ich weiß schon, es erscheint vielen Menschen nicht einleuchtend, daß wir es hier mit rollendem Kulturgut zu tun haben. Dazu braucht dann auch jemand in der Auffassung, das Wort „Design“ stünde für „hübsche Gegenstände“, keine Ahnung von Industriedesign zu haben; vor allem davon, was die Zusammenhänge zwischen Industriedesign und Sozialgeschichte sind.

Und zwar im Rahmen jener Dampfmaschinen-Moderne, die eben geendet hat, um in einer Digitalmoderne aufzugehen. Das heißt im Fall solcher Meetings auch: „Volkskultur in der technischen Welt“.



Kleiner als ich gedacht hab: Mercury Cougar im Gegenlicht.

Menschen, die es nicht der Mühe wert finden, sich von all dem eine Ahnung zu verschaffen, behelfen sich eventuell damit, mich für einen „Autonarren“ zu halten. (Lustig! Ich besitze kein Auto.)

Aber ich hab längst zur Kenntnis genommen, daß auch in dem, was man „gebildete Kreise“ nennt, viele Leute den Wissenserwerb für eine unnötige Mühe halten und mit einem Sortiment von Klischees völlig das Auslangen findet. Das führt übrigens in manchen Segmenten dieser Gesellschaft auch dazu, daß ein Kulturgeschehen und kulturelles Engagement einfach simuliert werden.



Richard Mayr an einem Ford Panel Truck.

Wozu das geschieht? Na, etwa um Sozialprestige zu generieren und Budgets abzuholen. Es geht um den Zugriff auf materielle und immaterielle Ressourcen. Wo Menschen sind, da sind Begehrlichkeiten.

Ich war gestern mit Fotograf Richard Mayr beim monatlichen „Saturday Night Cruising“ in Graz. Nicht bloß, um einige Lücken in meiner Fotosammlung zu schließen, sondern auch, um ein paar sachkundige Menschen zu treffen, die zu Teilen der vorhin genannten Themen tatsächlich eine Ahnung haben.



Mayrs Foto eines originalen Ferrari 250 GTO.

Das betrifft übrigens aktuell auch stark das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Wir haben eben erst mit Anita Keiper und Robert Fimbinger (Edition Keiper) näher erörtert, was unsere nächsten Schritte sein werden, um uns mit diesem Thema vertraut zu machen, darin sachkundiger zu werden.

Was das Cruising angeht, ist Micky Tieber, Frontman der „Alltagsklassiker“, ein wichtiger Angelpunkt. Das betrifft die sogenannte Youngtimer-Szene. Viel technisches Gerät, das noch nach Maßgaben der Zweiten Industriellen Revolution entwickelt und produzierte wurde. (Wir sind in der vierten angelangt.)



Anita Keiper und Robert Fimbinger.

In dem Zusammenhang habe ich den Ferrari 250 GTO als prominentestes Automobil der Geschichte markiert, soweit es um Popkultur und Kult geht. Mayr hat eines der 36 gebauten Originale fotografiert. Das wird demnächst Kernstück einer Episode im Gleisdorfer „Zeit.Raum“.

Diese Episode ist wiederum eine Ableitung aus Eva Surmas Projekt „Amselsturm“, zu dem wir uns heute in der Südsteiermark treffen. Ich bearbeite dabei den Aspekt „Knarre und Karre“ als wesentliche Fetisch-Objekte in einer vorherrschenden Männerkultur. Das setzen wir im Bereich „Official Bootleg“ als Teil des „Amselsturm“ um.

+) Amselsturm
+) Die Mechanisierung der Welt


[Kalender] [Reset]