Im Kulturbetrieb konnte man das noch eine
Weile besser ignorieren als etwa im
Sozialbereich. Aber ab 2015 war
unübersehbar, wie hart unser Milieu
getroffen worden war. Ab da konnten wir in
unseren Kreisen einen sozialen Klimawandel
erleben, der die „Szenen“ bis heute
durchwirkt. (Es ist stellenweise sehr eisig
geworden.)
Ich kann mich an keine
Beispiele erinnern, wo es von der
zivilgesellschaftlichen Basis her
auffallende Solidaritätsakte gegeben hätte,
die über eher enge räumliche und zeitliche
Grenzen hinausgegangen wären. Ich finde es
andrerseits verblüffend, wie sehr Kunst- und
Kulturschaffende sich abschnittweise vor
allem der Verwaltung angedient haben, die
ihrerseits natürlich vorherrschender Politik
zuarbeitet, um den ganzen Laden stabil zu
kriegen.
Aber da wedelt doch der
Schwanz mit dem Hund. Oder? Okay, das steht
in solider kulturgeschichtlicher Tradition.
Selbst Immanuel Kant hat sich einst bei
seinem Landesfürsten sehr höflich bedankt,
daß er seine Schriften veröffentlichen
durfte. Auch Leonardo wußte sich der
Aristokratie verpflichtet und verbeugte sich
artig. Und wir... Das hat eben alles noch
seine Wirkung.
Man ist besser gerüstet, so manche Träne zu
trocknen!
Mein Großvater Richard diente einem
Kaiser, mein Vater Hubert einem
Tyrannen, ich bin ein Mann der Republik.
In drei Generationen vom Untertan zum
Bürger mit seinen Bürgerrechten, da
blieb einfach vieles noch unerledigt.
Nun ist aber mein Berufsfeld gerade
seit 2015 verstärkt durch Schnorrer
belastet worden, die abholen, nehmen,
aber nichts bis sehr wenig einbringen.
Deren Intentionen kann man erkunden,
auch wenn sie meist als verdeckte
Intentionen gehandhabt werden. Menschen,
die sich aus dem Kulturbereich einigen
Gewinn erwarten, weil sie anderen Gewinn
in ihrem ursprünglichen Metier nicht
mehr lukrieren können.
Einerseits
allerhand stümpernde Stutzer und malende
Matronen, andrerseits Behelfslyriker und
Klischee-Klempner, doch auch lächelnde
Lakaien und funkensprühende Funktionäre
mit Begabten-Schals, stolzierende
Statisten, Diskurs-Simulanten und und
und.
Wenn es dafür eine taugliche
Maschine gäbe...
Solche Teile des Kulturvölkchens
wehren sich gewöhnlich gegen kritische
Diskurse, pflegen allerhand Varianten
des guten alten Intellektuellenhasses,
der in den 1930ern eine Blüte entfaltete
und nie mehr verschwand.
Manche
dieser Konsorten haben keine Hemmung,
den Boulevard zu verbreitern, am
zerstören von Grundvertrauen
mitzuwirken, einen effizienten
Obskurantismus zu stärken, auch
Desinformation zu bedienen, um an
materielle und immateriell Güter des
Kulturbetriebs zu gelangen.
Kultur-Schnorrer, denen völlig egal zu
sein scheint, was sie damit am
Gemeinwesen bewirken. [Wird
fortgesetzt!]
+)
Kulturpolitik