In der Zusammenarbeit mit vorzüglichen
Leuten interessiert mich ja eigentlich bloß:
Inhalte, Inhalte, Inhalte, zuzüglich die
Arbeit an Umsetzungsfragen. Und der größere
Zusammenhang. Da hat Tontechniker Hubert
Weninger seine speziellen Zugänge und
Erfahrungen, Schauspieler Wagner sowieso.
Mir ist es sehr nützlich, wenn ich
Gespräche über Bedingungen des
Kunstgeschehens in ganz verschiedenen Genres
führen kann. Es gibt eine Reihe von
Schnittpunkten und allerhand Kontraste,
Differenzen. Im Grunde reden wir dann so
über die Arbeit, wie das auch Automechaniker
miteinander tun, Rechtsanwältinnen,
Polizisten.
Dagegen läßt mich oft
staunen, wie unrealistisch viele Laien den
Kulturbetrieb einschätzen. Aber ich denke,
das gilt für andere Metiers ebenso. Wer
nicht fragt, sondern mit seinen Klischees
und unüberprüften Annahmen in Felder anderer
Professionen reinrennt, mehr den
verbreiteten Obskurantismus.
Kammerschauspieler Robert F. Wagner
im Studio.
Ich kenne auf Kunst bezogen diese
Kuriosität der Kompetenzphantasie, wie
man sie einem Mechatroniker, einer
Herzchirurgin oder einem
Heizungsinstallateur meist nicht zumuten
würde. Kulturbeflissene Laien
schwadronieren oft drauf los, als gäbe
es kein Morgen. Ich vermute da unter
anderem eine bildungsbürgerliche
Schrulligkeit.
Wer nicht borniert
genug ist, das Kunstgeschehen rundheraus
für Blödsinn zu halten, wird Kunstsinn
eventuell simulieren oder soziale
Argumente zur Abwertung vorschieben.
Solche Effekten gibt es in vielen
sozialen Milieus, auch beim
Kulturvölkchen selbst.
Das war
mir bei der zweiten Station jenes Tages
noch weit klarer. Karl Irsigler hat
seine feine „Agentur für bildende Kunst“
in einem schönen Anwesen eingerichtet,
das nahe einem markanten Weinberg liegt.
Er ist mit dem Kunstmarkt gründlich
vertraut.
Kunsthändler Karl A.
Irsigler.
Ich kam ins Staunen, von welchen
Ressentiments gegenüber dem
Kunstgeschehen er zu erzählen wußte. Das
steht in guter Tradition dieser
österreichischen
Intellektuellenfeindlichkeit, die nicht
verebben will, der sich sogar
Bildungsbürger hingeben.
Was also
mein Schnösel vom Kulm mir nun schon
geraume Zeit exemplarisch vorhüpft, hat
eine weitreichende Dimension. Man
könnte, wie mir scheint, fast von einem
Volkssport sprechen. Um es mit den
Worten der Psychiaterin Adelheid Kastner
zu sagen: „Die Dummheit schämt sich
nicht.“ Sie drängt sich sogar manchmal
auf.
+)
Wien: Der Tag+)
Leben in der Kunst