25. Februar 2024

Leben in der Kunst IX

Der Umgang mit dem Thema Kunst klappt nicht wie das Zuschneiden von Regalbrettern. Von solcher Art der Kontraste haben wir allerhand in unserem Leben.

Eine passendes Regalbrett, das Dinge verläßlich trägt, muß mit Grundlagen der Newton'schen Physik im Einklang stehen. Da mag man mit gewissen Toleranzen verfahren, aber es ist überaus klärbar, ob die Bedingungen schließlich erfüllt sind oder nicht.

Doch selbst in der Physik blieb Newton nicht der Weisheit letzter Schluß. Seit Pauli, Einstein, Heisenberg und Konsorten gilt als geklärt, daß es jenseits der subatomaren Ebene Verhältnisse gibt, davon ist uns das meiste überhaupt nicht zugänglich, nicht einmal benennbar.



Krusche am Keyboard, diabolisch, by Heinz Payer.

Weshalb ist das so? Weil wir zur Kenntnis nehmen durften, daß wir als Spezies in unseren Wahrnehmungsmöglichkeiten für sehr vieles, was es offenkundig gibt, überhaupt nicht gerüstet sind. Wir können es nicht wahrnehmen und nicht verstehen.

Das mag man provokant finden. Manche werden es als Zumutung erleben. Mir ist es in seiner Unerbittlichkeit angenehm, weil es mir hilft, mich selbst zu begreifen und in dieser Welt zurechtzufinden. Ich kenne mein Terrain, mein Stück von der Welt, inzwischen ganz gut.

Sie können sich derlei Themen zum Beispiel erschließen, indem Sie geordnete Gefilde der Zivilisation kurz verlassen, sich der Natur aussetzen. Das bietet eine Ahnung, womit wir es zu tun haben, wenn wir über uns selbst ein wenig hinausblicken. (Was wäre Ihr reales Verhältnis zu dem, was wir Wildnis nennen?)



Feindbild Faktenchecker: Definitionshoheit wird radikal verteidigt.

Man kann ebenso gut nach innen gehen. Die Befassung mit Kunst ist eine dieser Möglichkeiten. Das Eintreten in Zusammenhänge, welche ganz wesentlich über das hinausführen, was alltägliche Selbstwahrnehmung und herkömmliches Denkvermögen ermöglichen.

Da tut sich ein weiter Bogen verschiedener Optionen auf. Wie in der Wissenschaft, so finden Sie auch in der Kunst Werke innerhalb eines breiten Spektrums zwischen Grundlagenarbeit und angewandten Formen. Für den Markt wird man da eventuell werten. Für die Kunst ist das egal.

Wer dieses Genre unbedingt hierarchisch anordnen und Bereiche womöglich gegeneinander ausspielen möchte, hat offenkundig nicht begriffen, was symbolisches Denken als Teil der Conditio humana bedeutet.



Die Billignummer: Selbstdefinition durch Feindmarkierung.

Wer die Antwortvielfalt ausschlägt und eine Einengung von Kunstauffassungen forciert, hat dafür höchstwahrscheinlich dubiose Motive, gönnt sich verdeckte Intentionen. Was uns aber der Umgang mit Kunst sein kann, offenbart sich ja erst in der Antwortvielfalt, auch im Widerspruch.

Wer das einengen möchte und auf klaren Begriffsbestimmungen besteht, das Thema anders nicht zu bewältigen vermag, reiht sich in eine Legion von Schnöseln ein, die alles, was ihre Auffassungsgabe übersteigt, auf ihren Horizont zurechtstutzen wollen. Solche Posen kann man meist nur ignorieren und die Schnösel in ihren Schrebergärten einander überlassen. Wer sein Reservat braucht, soll es haben.

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