Weshalb ist das so? Weil wir zur Kenntnis
nehmen durften, daß wir als Spezies in
unseren Wahrnehmungsmöglichkeiten für sehr
vieles, was es offenkundig gibt, überhaupt
nicht gerüstet sind. Wir können es nicht
wahrnehmen und nicht verstehen.
Das
mag man provokant finden. Manche werden es
als Zumutung erleben. Mir ist es in seiner
Unerbittlichkeit angenehm, weil es mir
hilft, mich selbst zu begreifen und in
dieser Welt zurechtzufinden. Ich kenne mein
Terrain, mein Stück von der Welt, inzwischen
ganz gut.
Sie können sich derlei
Themen zum Beispiel erschließen, indem Sie
geordnete Gefilde der Zivilisation kurz
verlassen, sich der Natur aussetzen. Das
bietet eine Ahnung, womit wir es zu tun
haben, wenn wir über uns selbst ein wenig
hinausblicken. (Was wäre Ihr reales
Verhältnis zu dem, was wir Wildnis nennen?)
Feindbild Faktenchecker:
Definitionshoheit wird radikal verteidigt.
Man kann ebenso gut nach innen gehen.
Die Befassung mit Kunst ist eine dieser
Möglichkeiten. Das Eintreten in
Zusammenhänge, welche ganz wesentlich
über das hinausführen, was alltägliche
Selbstwahrnehmung und herkömmliches
Denkvermögen ermöglichen.
Da tut
sich ein weiter Bogen verschiedener
Optionen auf. Wie in der Wissenschaft,
so finden Sie auch in der Kunst Werke
innerhalb eines breiten Spektrums
zwischen Grundlagenarbeit und
angewandten Formen. Für den Markt wird
man da eventuell werten. Für die Kunst
ist das egal.
Wer dieses Genre
unbedingt hierarchisch anordnen und
Bereiche womöglich gegeneinander
ausspielen möchte, hat offenkundig nicht
begriffen, was symbolisches Denken als
Teil der Conditio humana bedeutet.
Die Billignummer:
Selbstdefinition durch
Feindmarkierung.
Wer die Antwortvielfalt ausschlägt
und eine Einengung von Kunstauffassungen
forciert, hat dafür höchstwahrscheinlich
dubiose Motive, gönnt sich verdeckte
Intentionen. Was uns aber der Umgang mit
Kunst sein kann, offenbart sich ja erst
in der Antwortvielfalt, auch im
Widerspruch.
Wer das einengen
möchte und auf klaren
Begriffsbestimmungen besteht, das Thema
anders nicht zu bewältigen vermag, reiht
sich in eine Legion von Schnöseln ein,
die alles, was ihre Auffassungsgabe
übersteigt, auf ihren Horizont
zurechtstutzen wollen. Solche Posen kann
man meist nur ignorieren und die
Schnösel in ihren Schrebergärten
einander überlassen. Wer sein Reservat
braucht, soll es haben.
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Leben in der Kunst