14. Februar 2024

Leben in der Kunst VIII


Es ist ein bißl zaach. So klingt es, wenn wir hier „ etwas zäh“ sagen. Aber bei meinem erklärten Faible für prozeßhafte Wissens- und Kulturarbeit hat das ja etwas Schlüssiges, wenn es nicht so flott läuft.

Ich meine das Anlaufen des Kulturgeschehens im Archipel Gleisdorf. Wir ziehen ein paar Schleifen, wo Details vertieft werden müssen. Eine Mischung aus Grübelei und Arbeitstreffen. Auch ein Puzzle. Das Zusammenfügen von Teilen an den richtigen Stellen.

Derzeit ist auf jeden Fall geklärt, daß Investoren eine Liegenschaft kaufen, die uns zum Teil zur Verfügung stehen wird. Dazu wird die Beschaffenheit der Räume noch zu klären sein. Daraus ergeben sich die Nutzungsbedingungen. Daran haben wir unser Programmkonzept anzupassen.


Im Hintergrund dieser Vorgänge müssen wir auch Wege gestalten, um Gelder zu akquirieren. Das gilt einem Teil dieses Metiers, welches man nicht marktwirtschaftlich voranbringen kann. Im Sinn von: Unsere Arbeit bringt vor allem immateriellen Profit. Materieller Profit ist dabei nur sehr eingeschränkt zu machen.

Wie sieht es da mit dem Return of Investment aus? Naja, es ist ein Konvertieren. Arbeitsleistung wird in Geld konvertiert. Geld wird in immaterielle Werte konvertiert. Immaterielle Werte verbessern unter anderem die Arbeitsleistung; aber auch den sozialen Frieden und die Qualität eines Gemeinwesens.

Das sind ganz normale Vorgänge, falls wir unser geistiges Leben voranbringen möchten. Es funktioniert ähnlich wie die Grundlagenforschung in der Wissenschaft. Geld wird danach im angewandten Bereich verdient. Kulturmanagement ist aber etwas substanziell anderes als Wissens- und Kulturarbeit.

Auch die Kunstpraxis hat zwar Anteile, die auf einen Markt führen, doch im Schaffensbereich sind andere Vorgaben maßgeblich. Vielleicht erinnern Sie sich, daß originellerweise im Sport ähnlich Fragen öffentlich behandelt wurden, aber im Kunstbereich Verdacht erwecken.

Einer der Schlüsselsätze lautete vor Jahren: „Geld spielt nicht Fußball!“ Das meint, über rein finanzielle Aspekte kann man so ein Genre nicht zum Glanz bringen. Natürlich ist das im Kunstbereich ebenso. Aber auch in der Kulturarbeit. Wäre es essenziell anders, würde brillantes Kulturmanagement regieren und was wir tun wäre überflüssig.

Doch das ist eben nur ein Teil der gesamten Entwicklung. Am Fundament solcher Möglichkeiten bleiben die Wißbegier konkreter Menschen und ihr Erfahrungshunger bedeutend. Auch Tatendrang. So bekommt das symbolische Denken, wie Menschen es haben, sein Ereignisfeld, um hinter nächste Horizonte zu gelangen, um etwas anzustreben, das im Moment noch nicht gedacht werden kann.


Damit bin ich bei einem zentralen Punkt der Arbeit am Archipel. Wohin wende ich mich und wie gehe ich vor, wenn ich etwas anstrebe, das im Moment noch nicht gedacht werden kann?

Genau das tun wir derzeit. Das Kulturtrio des Archipels: Martin Krusche, Monika Lafer und Richard Mayr. Genau dazu verständigen wir uns mit anderen inspirierten Menschen. Erstens ist niemand alleine schlau und zweitens gilt es, eine größere Erzählung zu formulieren, zu entfalten, die sich an einem konkreten Ort ereignet.

Das bedingt auch ein Verständnis von Kulturpolitik, die sich nicht in der „Staatskunst“ erschöpft, in dem, was Funktionsgebundene dank ihrer Mandate tun. Das wäre keine Politik im Sinn einer Demokratie. Dazu wird sie erst, wenn Funktionstragende mit Bürgerinnen und Bürgern in eine konkrete Wechselbeziehung eintreten, die nicht von einem Gefälle bestimmt ist, sondern von einer komplementären Natur lebt.

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