Wie erwähnt, er ist im Prinzip offenbar eher
schweigsam, hat selbst kaum etwas zu sagen.
Und wenn er etwas sagen möchte, dann ganz
gerne, indem er die Aussagen anderer Leute
postet. Das Lustige an diesem Mann, sogar
für Einwände gegen mich hat er vorzugsweise
Sätze von mir verwendet, einmal sogar eine
vollständige Glosse.
Das ist in
gegebener Form natürlich kein Zitieren,
sondern rechtswidrige Werknutzung, was ihm
jeder Anwalt gerne bestätigen würde, um ihm
dazu eine Honorarnote zu überreichen. Im
Kulturvölkchen, das mich um gibt, kommen
eben so allerhand schrullige Posen vor. Ich
werde dem Schnösel vom Kulm, sobald ich Zeit
finde, noch eine eigene Glosse in meiner
Reihe „
Rechtsruck“
widmen.
Dort habe ich vier Gruppen
geschildert, die im derzeit boomenden
Neofaschismus Flagge zeigen. Eine
grundlegende Typologie: Die Zierfische, die
zeitlose SA, eine nächste Bourgeoisie und
die Junker.
An Zierfischen konnte ich schon einige
schildern. Doch mit dem Schnösel hab ich
nun ein Musterbeispiel dessen, was ich
mit zeitloser SA meine. Zur Erinnerung,
weil das Kürzel vermutlich nicht mehr
allen geläufig ist. Die SturmAbteilung
der Nazi rekrutierte sich aus Schnöseln,
denen es gefiel, die eigenen Leute zu
schikanieren, zu bedrohen, nach Laune
auch zu verprügeln. (Und die Juden
sowieso.)
Diesen Typus finden wir
heute ebenso innerhalb des
Kulturvölkchens. Derlei Angriffslust,
die keine Gründe nennt, weil sie keine
Gründe braucht. Solche Unfähigkeit,
einen kritischen Diskurs zu führen und
Dissens zu ertragen. Drum schweigt er ja
auch hauptsächlich, der Schnösel, außer
er stolpert über ein subjektiv
empfundenes Ärgernis. Also zum Beispiel
Juden. Intellektuelle. Dazu noch
allerhand Konsorten, denen er sich
unterlegen fühlt. Dann, ja dann setzt es
was.
Ich hab in meiner Glosse vom 12.1.24
Luce Irigaray mit diesem Satz zitiert:
Es gibt keine prädiskursive Realität.
Jede Realität begründet und definiert
sich über einen Diskurs.“ Den haben wir
natürlich auch, wenn jemand so stammelnd
und ohne jeden Esprit zuschlägt, seine
Argumente durch Fundstücke ersetzt,
zusammengeklittertes Geschimpfe. Auch
Diskurs-Simulation ist ein Diskurs.
Diese SA-Manieren haben bei uns
Tradition. Wie angedeutet, solche
Mischung aus Antisemitismus und
Intellektuellenhaß war nie weg. Karl
Mannheim hat solche Momente in seiner
„Soziologie der Intellektuellen“
beschrieben, im Zusammenhang mit
Überlegungen zum „Zwecke des Denkens“.
Darauf werde ich noch zurückkommen.
Aber im Augenblick wichtiger, es muß
für unseren „Archipel“ die nächste
Umsetzungsstufe erreicht werden. Das
macht viel Arbeit; zumal wir gefordert
sind, drei verschiedene Milieus
synergetisch zu verbinden. Das
Unternehmertum versierter
Wirtschaftstreibender, den regulären
Kunstbetrieb mit seinem Kulturmanagement
und das Subkulturelle. Verschiedene
Codes, Prioritäten und Verfahrensweisen.
Knifflig!
+)
Archipel