Was bis heute gerne als „Rassemerkmale“
gedeutet wird, sind Äußerlichkeiten. Es ist
doch logisch, daß Menschen, deren Vorfahren
wenigstens tausend Jahre im alpinen Raum
zuhause waren, körperlich anders daherkommen
als die Nachfahren der Leute von tausend
Jahren in der Karibik oder in der
mongolischen Steppe. Äußerlichkeiten!
Natürlich paaren sich solche
Auffälligkeiten mit allerhand kulturellen,
also ethnischen Eigenheiten. Das alles
ergibt immer noch keine „Rasse“, sondern
eine Ethnie. Jüdisch zu sein ist ein
kulturelles und soziales Konzept, heute
sicher auch ein politisches, aber kein
biologisches.
Das könnte einem etwa
dämmern, wenn man zur Kenntnis nimmt, daß
von Geburt an nur als jüdisch gilt, wer eine
jüdische Mutter hat. Der jüdische Vater kann
das nicht bewirken. Und wer allenfalls
konvertieren möchte, hat einen ebenso
schwierigen wie anspruchsvollen Weg vor
sich. Wie gesagt, es ist kulturell. Daher
meine ich, es gibt jüdische Ethnien ganz
unterschiedlicher Prägung, aber keine
„jüdische Rasse“.
Hausaufgaben
Volkssport zeigt viele Facetten. Mit der
Hobby-Liga der Politikwissenschaften hab ich
es weit schwerer als mit Rassen-Katalogen.
Der Boom robuster
Nebenerwerbs-Politikwissenschaft ist ja
älter als die Welle der Hobby-Virologie und
das sprunghaft wachsende Expertentum in
Klimafragen wie Elektromobilität.
Was
nun Nation Building angeht, garniert mit den
vergleichsweise jungen Ideologien des
Nationalismus, könnte man ein paar
Hausaufgaben erledigt haben, bevor man in
öffentlichen Debatten loslegt. Doch
Österreich ist von Spontan-Genies erhellt.
Hausaufgaben! Zum Beispiel lesen.
Die
„Sozialgeschichte Österreichs” von Ernst
Bruckmüller halte ich für unverzichtbar,
damit man sich nicht bloß zurechtträumt, wie
dieses Land von einer Monarchie zu einem
modernen Nationalstaat wurde.
Ernest Gellners „Nationalismus und
Moderne“ fand ich ebenso anregend wie Eric
Hobsbawms „Nationen und Nationalismus“ Dazu
passen etlichen Arbeiten von Immanuel Geiss
sehr gut, vor allem aber auch mit seiner
„Geschichte des Rassismus“. Gunnar Heinsohn
mit „Söhne und Weltmacht“ nicht zu
vergessen! Damit wäre man für den Anfang gut
gerüstet, in der einen oder anderen Debatte
nicht bloß zu schwadronieren.
In
manchen Dialogsequenzen, die explizit oder
implizit die Legitimität des Staates Israels
in Frage stellen, schimmert eine völlig
unrealistische Vorstellung von
Staatsgründungen durch. Sie sind auf jeden
Fall in Europa und im späten 19. sowieso
ganzen 20. Jahrhundert immer eine Konsequenz
von Konflikten gewesen, in denen es Sieger
und Unterlegene gab. (Hab ich was
übersehen?)
Der Staat Israel entstand
also auf ganz konventionelle Art, nachdem
die Osmanen ihr Reich zurückfahren mußten
und die Briten dort eine koloniale Episode
absolviert hatten.
+)
Palästina