Heute redet man über mich in solchen
Gefilden als Schwabo. Das meint etwa in der
serbischen Vojvodina Leute aus Österreich
oder Deutschland. Der Schwabo und die
Schwabica erinnern an jene Donauschwaben,
die unter Maria Theresia einst dort
angesiedelt wurden.
Ein pragmatischer
Grund: die Zone zwischen dem Reich der
Habsburger und dem der Osmanen sollten nicht
menschenleer sein. Sogenannte Wehrbauern
hatten besondere Privilegien, um dort zu
bleiben.
Wir möchten uns heute gar nicht
vorstellen, wie gefährdet das Leben in
einigen jener Gegenden permanent war.
Diese Dinge betrafen auch unseren
oststeirischen Raum. Gleisdorf ist die
Partnerstadt des ungarischen
Nagykanisza, oder wie es früher auch
hieß: Festung Kanisza. Ein Bollwerk
gehen die Osmanen, wenn die den Ort
nicht grade besetzt hatten.
Kanisza war gelegentlich eine
Hauptfestung des Osmanischen Reiches,
wie man nahe Novi Sad Petrovaradin
findet, ein Bollwerk der Habsburger und
im 17. Jahrhundert die größte Festung
Europas.
Vom Gleisdorfer Tabor ist nichts
geblieben.
Jene Kräftespiele betrafen einst auch
Fürstenfeld, wo die Befestigung ein sehr
belastender Kostenfaktor gewesen ist.
Daß aber Gleisdorf am Kirchriegel einen
Tabor hatte, von dem allerdings nichts
geblieben ist, belegt, daß die
Freischärler von Ungarn und von Türken,
sowie deren reguläre Verbände, sehr
lange Zeit eine massive Bedrohung für
unsere Leute waren.
Die einstige
Militärgrenze zwischen Habsburgern und
Osmanen, aus der übrigens Nikola Tesla
stammt, und weshalb er – naheliegend -
erst einmal an der TU Graz studiert hat,
ist ein wuchtiges Thema.
Im Leib des Archipels.
Was schert mich das? Ich hab in der
Notiz „
Archipel:
Status Dezember 2023“ unter anderem
geschrieben: „Geschichtsbetrachtung ist
uns wichtig!“. Einiges vom oben
Erwähnten bezieht sich nun nicht bloß
auf unser Projekt „Archipel“, sondern
auch auf den Themenkomplex
Florianiplatz.
In all das bin ich
mit meinem eigenen Arbeitskomplex
„Tesserakt“ verwoben. Das ergibt in
Summe eine Crew, die nicht formell
zusammengefügt wurde, sondern derzeit
über Absichtserklärung, aktive
Anwesenheit und adäquates
Kommunikationsverhalten kollektive
Wissens- und Kulturarbeit voranbringt:
+)
Archipel+)
Florianiplatz+)
Tesserakt
Steifzüge im Archipel. (Heinz Payer)
Darin liegt übrigens mein nächster
Versuch, in Kooperation mit geistreichen
Menschen eine Situation zu entwickeln,
in der Kunst- und Kulturschaffende
regional ein Feld erschaffen, das von
einem relevanten und wirksamen geistigen
Leben handelt, wobei dann auch die
Kunstpraxis nicht einfach eine Art
„ästhetisches Tagebuch“ ist, in dem
eigene Befindlichkeiten verwertet
werden.
Es geht um einen Teil der
Gesellschaft und um ein öffentliches
Leben, in dem der Umgang mit
immateriellen Gütern, der kritische
Diskurs, kulturelle Kompetenzen, der
Wissenserwerb und ästhetische
Erfahrungen eine gewichtige Rolle
spielen.
+)
Kulturpolitik
(Notizen)